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Gleichstellung Tagung HSI WSI

Forderungen an die Gleichstellungspolitik nach Corona

Veranstalter: Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut (WSI) und Hugo Sinzheimer Institut für Arbeits- und Sozialrecht (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung
Ort: Berlin, Alte Münze
vom: 04.10.2021, 10:00 Uhr
bis: 04.10.2021, 14:30 Uhr

Die Covid-19-Pandemie und die damit einhergehende Krise hat die bestehenden Geschlechterungleichheiten, etwa in Hinblick auf die ungleiche Verteilung von Sorgearbeit, die Bezahlung von professioneller Sorgearbeit und die ungleichen Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern, sichtbarer gemacht und teilweise sogar verschärft. Vertreter:innen aus Wissenschaft, Praxis, Gewerkschaften und Politik haben diese Entwicklung auf der Gleichstellungstagung 2021, zu der das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) und das Hugo Sinzheimer Institut (HSI) eingeladen hatten, gemeinsam reflektiert.

Zu Beginn der Tagung schilderten Betriebsrätinnen ihre Eindrücke aus der Pandemie-Zeit und verdeutlichten anschaulich die damit einhergehenden gleichstellungsbezogenen Problemlagen – beispielsweise die Mehrbelastung von Frauen in der mobilen Arbeit während der Kita- und Schulschließungen oder auch das niedrige und über den langen Zeitraum hinweg oft existenzbedrohende Niveau des Kurzarbeitsgeldes in den Service- und Dienstleistungsberufen des Gast- und Hotelgewerbes. Elke Hannack (DGB), Andrea Kocsis (ver.di) und Claudia Tiedge (NGG) griffen in der Diskussion die bestehenden gemeinsamen Herausforderungen auf, machten aber auch spezifische Problemlagen in ihren Gewerkschaften aus.

In der zweiten Podiumsrunde der Fachtagung ging es um die schnellen Fortschritte der Digitalisierung im Zuge der Pandemie, die Betriebsrät:innen und andere betriebliche Akteur:innen zusätzlich vor große Herausforderungen gestellt hat. Dass Frauen am digitalen Wandel bisher nicht angemessen teilhaben, ist ein zentrales Ergebnis des Dritten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung. Die Leiterin der Sachverständigenkommission, Prof. Dr. Aysel Yollu-Tok, plädierte im Gespräch mit Prof. Dr. Bettina Kohlrausch dafür, die Ungleichheiten im Kontext von Digitalisierungsprozessen sichtbar zu machen sowie Rollenzuschreibungen und Machtverhältnisse zu hinterfragen und neu zu verhandeln. Die zu Grunde liegenden strukturellen und ressourcenbezogenen Faktoren wurden auch anhand der WSI-Untersuchungen zum Gender Pay Gap, Gender Time Gap und Gender Care Gap (Lott / Zucco 2021: Stand der Gleichstellung 2021) herausgearbeitet.

Aufbauend auf der Diskussion sozialwissenschaftlicher Befunde zu den Folgen der Corona-Pandemie für die Gleichstellung rückte im dritten Teil der Tagung eine gesetzliche Initiative ins Zentrum: Unter der Leitung von Prof. Dr. Heide Pfarr hat der Deutsche Juristinnenbund (djb e.V.) einen Entwurf für ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft vorgelegt. Dr. Isabell Hensel, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder) stellte diesen Gesetzesentwurf in ihrem Vortrag vor.

Die Forschungsbefunde wie auch die Konzeption für ein Gleichstellungsgesetz drängen darauf, dass die Politik Maßnahmen umsetzt, die Geschlechtergleichheit fördern. In der Diskussionsrunde zwischen Ulle Schauws (Bündnis 90/Die Grünen), Yasmin Fahimi (SPD), Anja Weusthoff (DGB) und Dr. Nicolas Keller (BDA) wurde der Vorschlag des Deutschen Juristinnenbundes erörtert und in Anknüpfung an weitere Stellschrauben wie der Arbeitszeitgestaltung, des Vorschlags eines Gender-Budgetings bei öffentlichen Ausschreibungen und der Frage von Gleichstellung in Prozessen der Transformation der Arbeitswelt diskutiert.

Programm (pdf)

Kontakt:
Bastian-Manche[at]boeckler.de   

Gleichstellungsfragen in den Mittelpunkt stellen

Um Forderungen an die Gleichstellungspolitik nach Corona geht es am 4. Oktober auf unserer gleichnamigen Tagung des HSI und des WSI. Johanna Wenckebach und Yvonne Lott sagen im Interview, warum das Thema ganz oben auf die Agenda gehört.

zum Interview

Existenzfragen sind auch Gleichstellungsfragen

Wie unter dem Brennglas treten Unterschiede zwischen den Geschlechtern in pandemischen Zeiten zutage. Wie Politik das ändern kann, war Thema der Tagung „Forderungen an die Gleichstellungspolitik nach Corona“, zu der das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) und das Hugo Sinzheimer Institut (HSI) gemeinsam eingeladen hatten.  Von Jeannette Goddar

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Der politische Kampf um die Gleichstellung

HSI-Direktorin Johanna Wenckebach und WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch sprechen mit Marco Herack über die Lage der Gleichstellung nach Corona und die politischen Herausforderungen.

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