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HBS Böckler Impuls

Rente: Unberechenbare Privatvorsorge

Ausgabe 09/2013

Kapitalgedeckte Altersvorsorge soll Kürzungen der gesetzlichen Rente ausgleichen. Dabei hat die Politik aber nur auf das Versorgungsniveau am Tag des Renteneintritts geschaut und nicht auf die weitere Entwicklung. Wer ein renditeschwaches Produkt erwischt hat, muss im Alter nun mit einem sinkenden Lebensstandard rechnen.

Gesetzliche Rente oder Beamtenversorgung werden regelmäßig der Lohnentwicklung angepasst. Für die private Altersversorgung, etwa Riester- und Betriebsrenten, gibt es keine entsprechende Vorschrift. Die Anbieter müssen lediglich garantieren, dass die nominalen Auszahlungen nicht sinken, aber sind nicht zu jährlichen Erhöhungen verpflichtet. Über die gesamte Rentenphase gerechnet kann dies zu deutlichen Einbußen beim Lebensstandard führen, besonders in Phasen mit hoher Inflation. Auf dieses Problem machen Uwe Fachinger, Harald Künemund und Katharina Unger von der Universität Vechta sowie Martin Schulz von der Stiftung Warentest in einer Studie für die Hans-Böckler-Stiftung aufmerksam.

Die Wissenschaftler haben untersucht, wie sich die Auszahlungen bei Altersvorsorgeprodukten deutscher Lebensversicherer und Pensionskassen zwischen 2002 und 2012 entwickelt haben. Ihr Fazit: Die Annahme, betriebliche und private Vorsorge helfe den Lebensstandard im Alter aufrechtzuerhalten, sei „im Allgemeinen nicht gerechtfertigt“. Trotz gleich hoher Einzahlungen in der Ansparphase können sich die späteren Auszahlungen in der Rentenphase je nach Anbieter und Anlageform erheblich unterscheiden. Manche Produkte liegen kontinuierlich über oder unter dem Mittelwert, andere haben gute und schlechte Jahre. Die private Altersvorsorge gleiche daher einem Glückspiel, zumal sich der Anbieter während der Auszahlungsphase nicht mehr wechseln lässt. Dies führe „zu einer stärkeren Ungleichverteilung der verfügbaren Einkommen in der Rentenbezugsphase“, so die Forscher.

Eine Kompensation der Rentenkürzungen – vor allem im Rahmen der Riester-Reform – ist durch private oder betriebliche Altersversorgung „im Prinzip nicht erreicht worden“, schreiben die Wissenschaftler. Das liegt nicht nur an der unterschiedlichen Rentenanpassung, sondern auch daran, dass zwischen der Auszahlungsdynamik privater Rentenversicherungen und der allgemeinen Lohn- und Preisentwicklung kein Zusammenhang besteht, wie die Analyse zeigt.

  • Ob die jährlichen Steigerungerungsraten privater Rentenversicherungen im Alter mit der Inflation mithalten, weiß bei Abschluss niemand. Zur Grafik

Uwe Fachinger, Harald Künemund, Martin F. Schulz, Katharina Unger: Kapitalgedeckte Altersversorgung – Ihr Beitrag zur Lebensstandardsicherung, Arbeitspapier 285 der Hans-Böckler-Stiftung, im Erscheinen

Zum Projekt "Überschuss- und Dynamikpotenziale

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