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Stabile Kosten Böckler Impuls

Lohnfortzahlung: Stabile Kosten

Ausgabe 14/2025

In Relation zur Lohnsumme hat sich an den Ausgaben für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall in den vergangenen Jahren wenig geändert.

Die Aufwendungen von Unternehmen für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall sind trotz im Durchschnitt älterer Belegschaften, neuer Erkrankungsrisiken wie Covid und besserer Diagnostik über die vergangenen anderthalb Jahrzehnte nur minimal gestiegen. Im Verhältnis zu den gesamtwirtschaftlichen Bruttolöhnen und -gehältern betrugen sie im Jahr 2010 3,4 Prozent, 2024 waren es 4,2 Prozent, wie IMK-Direktor Sebastian Dullien berechnet hat. Seit 2013 hat es demnach praktisch keinen Anstieg mehr gegeben.

Durch die Berücksichtigung der Lohnsumme lassen sich die Ergebnisse um irreführende Effekte bereinigen, die sich ergeben, wenn man absolute, nicht preisbereinigte Eurobeträge über einen längeren Zeitraum vergleicht – so wie das ein Forscher des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) kürzlich getan hat. Zu diesen Effekten zählt, wie der IW-Autor selbst einräumt, beispielsweise die seit 2010 stark gestiegene Erwerbstätigkeit: Wenn deutlich mehr Menschen arbeiten, gibt es schon deshalb mehr Krankheitstage. Hinzu kommt unter anderem der Effekt der Inflation über anderthalb Jahrzehnte. Die Teuerung war gerade in den vergangenen Jahren stark ausgeprägt. Als Folge sind die Löhne und damit auch die Lohnzahlungen an Krankheitstagen gestiegen, ohne dass dies real eine höhere Belastung für die Unternehmen darstellt. 

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Im Verhältnis zu den Bruttolöhnen und -gehältern sind die Ausgaben für die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall zwischen 2010 und 2024 nur moderat gestiegen, von 3,4 auf 4,2 Prozent
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Unabhängig davon arbeiten ältere Beschäftigte, die im Schnitt häufiger krank sind als junge Menschen, heute länger als früher. So stieg laut Statistischem Bundesamt zwischen 2014 und 2024 die Erwerbstätigenquote der 55- bis 64-Jährigen von 66 Prozent auf 75 Prozent – ein europäischer Spitzenwert und politisch gewollt.

„Es ist vielmehr verwunderlich, dass die Kosten für die Lohnfortzahlung trotz der Nachwehen der Corona-Pandemie und der auch dadurch belasteten Gesundheit der Menschen in Deutschland heute praktisch auf dem Niveau von 2013 liegen“, so Dullien. „Man muss sich wundern, warum angesichts dieser Zahlen gerade die Diskussion um angeblich hohe Belastungen durch die Lohnfortzahlung hochgezogen wird. Es drängt sich der Eindruck auf, dass hier ein allgemeiner Unmut über vermeintlich hohe Sozialabgaben genutzt werden soll, um von Beschäftigten zu Arbeitgebern umzuverteilen und Profite auf Kosten der Kranken in der Gesellschaft zu erhöhen.“

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