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HBS Böckler Impuls

Industriepolitik: Passender Mix aus Hilfen und Wettbewerb

Ausgabe 15/2012

Richtig gemacht, können staatliche Förderprogramme für zukunftsträchtige Industriezweige viel Gutes bewirken. Das zeigt eine Studie von Forschern der US-Universität Harvard.

Industriepolitik galt vielen liberalen Wirtschaftsforschern lange Zeit als staatliche Geldverschwendung. Schließlich, so ihr Argument, könne der Staat nicht wissen, wo die künftigen Wachstumsfelder sind. Ein fünfköpfiges Forscherteam um den Harvard-Professor Philippe Aghion kommt in seiner Untersuchung zum gegenteiligen Ergebnis: Wirtschaftsförderung könne sehr wohl funktionieren – wenn sie richtig gemacht wird. Erfolgreich ist laut Studie eine Industriepolitik, die sich den Wettbewerb zwischen den Unternehmen einer Branche zunutze macht. Je härter die geförderten Firmen miteinander konkurrieren, desto mehr bewirke die Politik.

Aghion und Kollegen untermauern ihre These nicht ausschließlich mit einem theoretischen Modell. Sie liefern auch eine empirische Analyse am Beispiel Chinas. Dafür nutzten sie Daten aus einer jährlichen Umfrage der chinesischen Statistikbehörde. Für mittlere und große chinesische Unternehmen verfügten die Forscher über wichtige Kennzahlen wie Umsatz, Exporte, Investitionen und die Zahl der Beschäftigten der Jahre 1997 bis 2007. So konnten sie die Produktivitätsentwicklung über einen Zeitraum von zehn Jahren nachvollziehen.

Die Wissenschaftler untersuchten die Wirkung von Zöllen, direkten Subventionen und Steuervergünstigungen auf die Produktivität der einzelnen Unternehmen: Nur wenn die Firmen intensiv miteinander konkurrierten, ließ die Förderung die Produktivität überdurchschnittlich wachsen. Auch durften nicht nur ausgewählte Unternehmen Hilfen erhalten.

Es komme darauf an, die Industriepolitik wettbewerbsfreundlich zu machen, so das Fazit der Forscher. Politisch relevant seien die Ergebnisse auch für die Debatte um die Förderung erneuerbarer Energien und einer nachhaltigen Industrie: „Ohne staatliche Eingriffe mit dem Ziel sauberer Produktion und Innovation wird sich die globale Erwärmung verstärken und weltweit zu mehr Dürren, Waldzerstörung, Migration und Konflikten führen.“

Philippe Aghion u. a.: Industrial Policy and Competition, Harvard University Department of Economics, 24. April 2012

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