zurück
HBS Böckler Impuls

Rente: Nicht alle arbeiten länger

Ausgabe 19/2006

Die Deutschen gehen später in Rente - das durchschnittliche Zugangsalter zur Altersrente hat sich auf 63 Jahre erhöht. Doch zugleich wächst auch der Anteil derer, die vorzeitig das Erwerbsleben verlassen.

Von 1996 bis 2005 hat sich das durchschnittliche Zugangsalter zur Altersrente um ein Jahr nach hinten verschoben. Allein nach 2003 erhöhte sich das faktische Rentenalter um sechs Monate auf 63 Jahre, wie der neue Altersübergangs-Report des Instituts für Arbeit und Technik (IAT) zeigt. Gut ein Drittel der Männer erreicht wieder die Regelsaltersrente von 65. Die Versicherten scheinen damit auf die Erhöhung der Altersgrenzen für den abschlagfreien Zugang in allen Rentenarten zu reagieren. Künftig werden die Anreize zum möglichst langen Verbleib im Beruf noch stärker: Bislang kann, wer Abschläge in Kauf nimmt, bereits mit 60 in die Altersrente. Ab 2009 wird das erst mit 63 möglich sein.

Gleichzeitig zeigen die Daten des Altersübergangs-Reports auch einen gegenläufigen Trend. Die 60-Jährigen stiegen zwischen 2004 und 2005 wieder vermehrt aus dem Erwerbsleben aus - trotz maximaler Abschläge. Die IAT-Arbeitsmarktexperten Martin Brussig und Sascha Wojtkowski sehen diesen Zuwachs der "jungen" Rentner im Zusammenhang mit der ebenfalls leicht ansteigenden Inanspruchnahme der Altersrente wegen Arbeitslosigkeit. Der frühestmögliche Rentenbeginn sei möglicherweise eine Reaktion älterer Erwerbsloser, um der strikten Bedürftigkeitsprüfung für das Arbeitslosengeld II zu entgehen. Dieses Ausweichverhalten setzte schon im Vorjahr des Inkrafttretens von Hartz IV ein. Fazit der Forscher: Der anhaltend optimistisch stimmende Befund, dass das durchschnittliche Rentenzugangsalter weiter gestiegen ist, gilt also nur für einen Teil der Rentenzugänge.

Seit 2001 gehen mehr Menschen erst mit 65 als schon mit 60 Jahren in Rente. Zur Grafik

Martin Brussig, Sascha Wojtkowski: Durchschnittliches Renteneintrittsalter steigt weiter.
Altersübergangs-Report, 01/2006

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen