zurück
Beschäftigung steigern, Rente sichern Böckler Impuls

Altersvorsorge: Beschäftigung steigern, Rente sichern

Ausgabe 18/2025

Von einem stabilen Rentenniveau profitieren Junge wie Alte. Statt bei der Alterssicherung zu kürzen, sollte die Politik sich um mehr Erwerbstätigkeit bemühen.

Die Stabilisierung des Rentenniveaus ist sozialpolitisch notwendig, generationengerecht und finanziell tragbar. Sie sollte auf Dauer angelegt sein und nicht nur bis 2031, wie es der aktuelle Gesetzesentwurf der Bundesregierung vorsieht. Zusätzlich bedarf es einer besseren Verzahnung von Renten- und Arbeitsmarktpolitik, um ungenutzte Potenziale für eine stärkere Erwerbsbeteiligung zu erschließen. Das betont IMK-Expertin Ulrike Stein in einer Stellungnahme für den Ausschuss für Arbeit und Soziales des Deutschen Bundestags.

„Ein stabiles Rentenniveau ist entscheidend für die Sicherung des Lebensstandards und stärkt das Vertrauen in die gesetzliche Rentenversicherung – über Generationen hinweg“, so Stein. Eine IMK-Studie hatte jüngst detailliert gezeigt, dass eine langfristige Stabilisierung des Rentenniveaus, wie sie im gescheiterten Rentenpaket II der Ampelkoalition vorgesehen war, für Menschen aller Geburtsjahrgänge zwischen den 1940ern und 2010 die interne Rendite der gesetzlichen Rente erhöht. Das heißt: Alle heute Erwerbstätigen sowie junge Menschen, die kurz vor dem Eintritt ins Berufsleben stehen, und ein wesentlicher Teil der heutigen Rentnerinnen und Rentner erhalten im Verhältnis zu ihren Beiträgen überproportional mehr Rente.

Newsletter abonnieren

Alle 14 Tage Böckler Impuls mit Analysen rund um die Themen Arbeit, Wirtschaft und Soziales im Postfach: HIER anmelden!

Infografik: Die Standardrente entsprach 1977 59,8 Prozent des Durchschnittslohns. 2024 waren es 48,1 Prozent.
Zur Grafik

Seit den späten 1970er-­Jahren ist das Rentenniveau von knapp 60 Prozent auf rund 48 Prozent gesunken, wo es nach dem Gesetzentwurf bis 2031 stabilisiert werden soll. Der Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung hat sich dagegen seit 1970 lediglich von 17 auf 18,6 Prozent erhöht. Stein betont, dass ein weiter sinkendes Rentenniveau nicht nur die individuelle Lebensstandardsicherung vieler Menschen gefährden, sondern einen wesentlichen Teil der Kosten lediglich in die Grundsicherung verlagern würde.

Die Stabilisierung sei zudem grundsätzlich finanzierbar. Dass sich der Bund im Rahmen des Rentenpakets 2025 stärker über Steuermittel an der Finanzierung beteiligen möchte, ist ebenfalls ein akzeptabler Weg, erklärt die IMK-Expertin. Seit 2003 sind die Gesamtausgaben des Bundes für die Finanzierung der Rentenversicherung im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt von 3,5 auf 2,7 Prozent gesunken – obwohl die Zahl der Altersrenten um 16 Prozent gestiegen ist. Die Bundeszuschüsse und -mittel dienen dazu, Leistungen im gesamtgesellschaftlichen Interesse zu finanzieren, die nicht über Beiträge gedeckt sind. Allerdings reichen sie dafür längst nicht aus; allein 2023 betrug die Finanzierungslücke laut der Deutschen Rentenversicherung rund 40 Milliarden Euro. „Die gesetzliche Rente bleibt finanzierbar – wenn die Politik bereit ist, ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen nachzukommen“, so Stein.

Das Rentenpaket 2025 enthält zudem die Einführung der Mütterrente III, die eine vollständige Gleichstellung der Kinder­erziehungszeiten vorsieht. Aus Gerechtigkeitsperspektive ist diese Maßnahme laut IMK nachvollziehbar. Allerdings sind nach Steins Einschätzung der bürokratische Aufwand hoch, die individuelle Entlastung gering und die volkswirtschaftlichen Kosten beträchtlich. Die Maßnahme, die rund fünf Milliarden Euro kostet, bringe vielen Betroffenen netto etwa 15 Euro monatlich pro Kind. Das Geld sei in anderen Bereichen sinnvoller eingesetzt.

Generell bewertet das IMK das Rentenpaket 2025 vor allem wegen der Stabilisierung des Rentenniveaus als Schritt in die richtige Richtung. An anderer Stelle scheue die Bundesregierung vor einer notwendigen Veränderung der Schwerpunktsetzung zurück: „Anstatt zu diskutieren, wie Rentnerinnen und Rentner mit befristeten Arbeitsverträgen weiterbeschäftigt, die Regelaltersgrenze erhöht oder teure Anreize zum Weiterarbeiten (Aktivrente) geschaffen werden können, sollte der Fokus darauf liegen, ungenutzte Erwerbspotenziale unter Personen im erwerbsfähigen Alter besser zu aktivieren“, schreibt die Forscherin in ihrer Stellungnahme. Besonders bei Frauen und jungen Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss gebe es erhebliche Reserven. Wichtig sei unter anderem ein besserer Ausbau der Betreuungsinfrastruktur für Kinder und Pflegebedürftige. Nur so könnten insbesondere viele Frauen ihre Erwerbstätigkeit ausweiten.

Zugehörige Themen