zurück
HBS Böckler Impuls

Einkommen: Frauen: Vom ersten Tag an weniger Geld

Ausgabe 15/2009

Bereits in den ersten Berufsjahren bekommen Frauen deutlich weniger Lohn und Gehalt als Männer - und die Kluft wächst im Job weiter.

Frauen verdienen im Schnitt weniger als Männer, schon beim Berufseinstieg ist das spürbar. Eine neue Auswertung des WSI zeigt große Einkommensrückstände von Frauen mit bis zu drei Jahren Berufserfahrungen: Sie bekommen im Mittel 18,7 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Differenz ist von Beginn an höher als der von Eurostat für die gesamte EU ermittelte Lohnabstand. Die Forscher des WSI werteten Daten von rund 16.000 Berufsanfängern aus, die ihnen durch die seit fünf Jahren laufende Online-Erhebung LohnSpiegel zur Verfügung standen.

Im Verlauf des Arbeitslebens wachsen die Unterschiede auf dem Gehaltszettel weiter: In der Beschäftigtengruppe mit vier bis zehn Jahren Berufserfahrung beläuft sich der Abstand bereits auf 21,8 Prozent. Tendenziell sind die Differenzen unter den Berufsneulingen im Westen der Republik größer, fand das WSI heraus; im Osten hingegen verringert sich die Kluft sogar mit den Jahren. Die Benachteiligung von Frauen ist besonders groß in den Berufen der Nahrungsmittelverarbeitung sowie im Kredit- und Versicherungsgewerbe - hier erhalten sie regelmäßig nicht mal 80 Prozent des Männerentgeltes. In IT-Berufen und der Energie- und Wasserwirtschaft fällt die Lücke deutlich geringer aus.

Anhaltende Diskriminierung

Berufswahl und Bildungsweg können die Einkommensdifferenz nicht vollständig erklären, sagt Reinhard Bispinck, Leiter des LohnSpiegel-Projektes: "Die Ergebnisse verweisen auf das Fortbestehen geschlechtsspezifischer Lohndiskriminierung." Die Diskriminierung kann etwa darin bestehen, dass eine Frau zwar in die korrekte Gehaltsgruppe aufgenommen wird, der männliche Kollege jedoch bei gleicher Tätigkeit in eine höhere eingruppiert wird. Oder bei der Bewertung der Arbeit einer Altenpflegerin finden die körperlichen Belastungen keine Berücksichtigung, bei der Arbeit des Hausmeisters in derselben Einrichtung hingegen schon. Darüber hinaus arbeiten Frauen häufiger als Männer in Berufen und Branchen mit geringen Verdienstaussichten. Außerdem erreichen sie seltener gut dotierte Führungspositionen.  

  • Ob im ersten, dritten oder zehnten Berufsjahr - Frauen verdienen weniger als Männer. Das gilt sowohl für vergleichsweise hoch wie für niedrig bezahlte Arbeiten. Zur Grafik

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen