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Etwas entlastet Böckler Impuls

Energiepreise: Etwas entlastet

Ausgabe 03/2023

Die Entlastungspakete entfalten stärkere Wirkung: Etwas weniger Menschen wollen den Konsum wegen hoher Energiepreise einschränken.

Die staatliche Unterstützung kommt bei der Bevölkerung an und dürfte die Binnennachfrage in Deutschland stabilisieren. Vor allem Paare und Familien schätzen ihre konkrete Entlastung durch die Pakete der Bundesregierung höher ein als im vergangenen Sommer. Zugleich ist zwischen August und Dezember der Anteil der Menschen etwas gesunken, die Ausgaben für Energie als erhebliche oder sogar sehr schwere finanzielle Belastung wahrnehmen. Trotzdem sind sowohl die empfundene Belastung als auch der Spardruck weiter enorm, insbesondere bei Haushalten mit niedrigeren oder mittleren Einkommen. Das zeigt eine Analyse des IMK auf Basis einer repräsentativen Befragung.

Verbraucherinnen und Verbraucher, die Gas beziehen, spüren den größten Effekt: Im August bewerteten fast zwei Drittel von ihnen die Kosten für Gas als eher schwere oder sehr schwere finanzielle Belastung. Im Dezember taten das 56 Prozent, obwohl der Gaspreis zwischenzeitlich weiter angezogen hatte. Auch unter Haushalten, die mit Fernwärme oder Öl heizen, gingen die Belastungsquoten etwas zurück, ebenso bei den Kosten für Kraftstoffe, mit Blick auf die Stromkosten stagnierten sie. Gleichzeitig ist der Anteil der Menschen etwas gesunken, die wegen der hohen Energiepreise weniger Geld für Nahrungsmittel, Bekleidung, Wohnungseinrichtung, Verkehr, Freizeit, Gaststättenbesuche oder Urlaub ausgeben wollen. In den meisten Bereichen sahen sich aber auch im Dezember zwischen 51 und 61 Prozent der Befragten unter Druck, ihre Ausgaben 2023 etwas oder sogar erheblich einzuschränken. Und nach wie vor beabsichtigt rund ein Viertel der Befragten, bei Ausgaben für Nahrungs- und Genussmittel kürzerzutreten. 

„Die neuen Ergebnisse zeigen, dass die Politik der Bundesregierung der für Herbst und Winter befürchteten Belastungswelle etwas die Spitze nehmen konnte. Obwohl die Inflationsrate zum Jahresende noch einmal spürbar höher war als im Sommer, kommt der Teuerungsdruck bei vielen Menschen mit etwas weniger Wucht an“, sagt IMK-Direktor Sebastian Dullien, der die Studie zusammen mit dem IMK-Verteilungsexperten Jan Behringer verfasst hat. „Ganz offenbar nehmen viele Verbraucherinnen und Verbraucher die Preisbremsen als wirksame Maßnahmen wahr.“

Auffällig ist nach Analyse der Wissenschaftler, dass die Wirkung der Entlastungspakete I und II im Dezember von den Befragten als deutlich höher eingeschätzt wurde als noch im August, obwohl beispielsweise die darin enthaltenen Steuervergünstigungen damals schon in Kraft und weitere Leistungen bereits beschlossen waren. „Diese Beobachtungen deuten darauf hin, dass vielen Haushalten das volle Ausmaß der ersten beiden Entlastungspakete erst mit der Auszahlung der Energiepreispauschale bewusst geworden ist“, schreiben Dullien und Behringer.

Unter dem Strich lasse sich aus den Befragungsdaten schließen, dass die Entlastungspakete und Preisbremsen der Bundesregierung derzeit einen spürbaren Beitrag zur Stabilisierung des Privatkonsums in Deutschland leisten. Das helfe auch der Konjunktur, konstatieren die Ökonomen. Sie warnen gleichwohl davor, den positiven Trend zu überschätzen. „Die Situation hat sich etwas entspannt und ist besser als noch vor einigen Monaten erwartet. Weitere Impulse werden in nächster Zeit von den Tariferhöhungen in verschiedenen Branchen kommen, die 2022 ausgehandelt wurden und in diesem Jahr wirksam werden“, erklärt Behringer. „Für sehr viele Menschen ist die finanzielle Situation aber nach wie vor fragil. Deutliche Einkommensverbesserungen sind für sie, aber auch gesamtwirtschaftlich, sinnvoll und notwendig.“

Für die Untersuchung hat das IMK im Dezember 2022 rund 1600 repräsentativ ausgewählte Personen zwischen 18 und 75 Jahren befragen lassen, die bereits im August und im Mai an der Umfrage teilgenommen hatten. Während der Befragungswelle im Dezember wurden die Preisbremsen für Gas, Fernwärme und Strom verabschiedet. Ein Teil der Umfrage fiel in den Zeitraum, in dem die Übernahme der Dezember-Abschläge für Haushalte mit Gas- und Fernwärmebezug wirksam wurde.

Mehr hören

Wie die staatlichen Entlastungsmaßnahmen ankommen und wie sie sich auf das Konsumverhalten auswirken, erläutert IMK-Direktor Sebastian Dullien im Podcast.

Jan Behringer, Sebastian Dullien: Entlastungspakete und Energiepreisbremse stabilisieren Konsum in Deutschland, Ergebnisse aus der IMK-Energiepreisbefragung, IMK Policy Brief Nr. 145, Februar 2023

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