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HBS Böckler Impuls

Einkommen: Die Kluft wächst

Ausgabe 11/2010

Die Zahl der Haushalte mit geringen Einkommen hat im vergangenen Jahrzehnt zugenommen, ebenso das Einkommens­gefälle zwischen ärmeren, Mittelschicht- und Besserverdienerhaushalten.

Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Das Institut stützt sich dabei auf eine Auswertung des sozio-oekonomischen Panels, eine jährlich wiederholte, repräsentative Haushaltsbefragung, die unter anderem Auskunft über die verfügbaren Einkommen gibt.

Die Forscher haben für jedes Jahr drei Gruppen gebildet - anhand der monatlichen Haushaltsnettoeinkommen, die mit bestimmten Korrekturfaktoren versehen sind. So wurden Haushalte mit unterschiedlicher Personenzahl vergleichbar gemacht. Haushalte mit 70 bis 150 Prozent des mittleren Einkommens definieren die Wissenschaftler als Mittelschicht. Darunter liegt der "Niedrigeinkommensbereich", darüber Haushalte "mit gesichertem Wohlstand".

Es zeigt sich, dass seit der Jahrtausendwende immer mehr Haushalte in die untere Einkommensgruppe gerutscht sind, während die Mittelschicht kleiner wurde. Bis 2008 stieg gleichzeitig die Zahl der Haushalte oberhalb der Mittelschicht; nur im vergangenen Jahr sind mehr Haushalte in die mittlere Gruppe zurückgefallen als von dort aufgestiegen - eine Folge der Finanzkrise, vermutet das DIW.

In einem weiteren Schritt haben die Wissenschaftler untersucht, wie sich das Verhältnis der Durchschnittseinkommen aller drei Gruppen zueinander entwickelt hat. Ergebnis: Die Unterschiede sind deutlich größer geworden. Damit gibt es nicht nur mehr Haushalte in der unteren Einkommensgruppe, ihr Einkommensabstand zu Mittel- und Besserverdienern wächst außerdem. So hatte ein Single in der unteren Gruppe 2009 monatlich im Schnitt 1.994 Euro weniger zur Verfügung als ein alleinstehender Besserverdiener, zehn Jahre zuvor waren es lediglich 1.751 Euro. Relativ betrachtet: Der durchschnittliche Besserverdienerhaushalt hatte 1999 das 3,5-fache, 2009 das 4-fache Einkommen eines Haushalts aus der unteren Einkommensgruppe.

  • Immer weniger Haushalte gehören zur Mittelschicht: Seit 2000 wächst das untere Einkommenssegment, bis 2008 nahm gleichzeitig die Zahl der Besserverdiener zu. Im Krisenjahr 2009 wuchs die Mitte wieder etwas – durch Abstiege aus der oberen Einkommensschicht. Zur Grafik

Jan Goebel, Martin Gornig, Hartmut Häußermann: Polarisierung der Einkommen: Die Mittelschicht verliert (pdf), DIW-Wochenbericht 24/2010.

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