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HBS Böckler Impuls

Ältere Beschäftigte: Arbeiten über die Altersgrenze hinaus

Ausgabe 10/2010

Ältere Menschen sind deutlich häufiger auf dem Arbeitsmarkt vertreten als in den Jahrzehnten zuvor. Viele haben nur einen Minijob, nicht wenige müssen noch im Rentenalter arbeiten.

Die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen hat in den vergangenen eineinhalb Jahrzehnten kräftig zugenommen. Allein zwischen 1997 und 2007 stieg die Quote der Älteren mit einem Arbeitsplatz um zehn Prozentpunkte, mehr als jeder Zweite aus dieser Altersgruppe steht inzwischen noch im Beruf. Sichere Vollzeit-Beschäftigung ist bei dieser Entwicklung jedoch kaum entstanden, stellt der neue Altersübergangs-Report fest. Die Zunahme der Alters-Beschäftigung lässt sich zu einem Großteil mit mehr Frauenarbeit in Teilzeit und Minijobs erklären. So gab es 2001 noch 550.000 echte Teilzeitkräfte zwischen 55 und 65 - also ohne die Altersteilzeit. Sechs Jahre später waren es fast schon doppelt so viele, nämlich 900.000, das Gros davon weiblich. Zudem nahm die Zahl der westdeutschen Frauen über 55 mit einem Minijob auf gut 250.000 zu, berichtet Martin Brussig vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ). Der Forscher warnt deshalb davor, Fragen der Arbeitsplatz-Qualität auszublenden.

Die höhere Erwerbsbeteiligung setzt sich selbst nach Erreichen der gesetzlichen Rentengrenze fort. Die Erwerbstätigkeit der Über-65-Jährigen entwickelt sich zu einem beachtenswerten Phänomen, sagt Brussig. In einigen Gruppen arbeitet bereits jeder zehnte Mann im Rentenalter, und selbst unter den 69-Jährigen hat einer von 20 noch immer einen Job. Darunter sind etliche Hochqualifizierte, die noch fit sind und gerne weiterarbeiten möchten. Doch der Report weist auch auf jene hin, deren Rente zu knapp ist, um über die Runde zu kommen. Die durchschnittlichen Zahlbeträge für Neurentner stagnierten in den vergangenen Jahren oder sind gesunken. Daher sei davon auszugehen, "dass eine zunehmende Zahl junger Rentner an einem Zusatzverdienst aus Erwerbstätigkeit interessiert ist". Dazu passt der Befund, dass auch mehr 55- bis 64-Jährige Erwerbseinkommen mit Arbeitslosengeld II kombinieren. Wer dann frühzeitig seine Rente beantragt, muss Abschläge hinnehmen. Gerade diese Rentner werden ihr Altersgeld durch zusätzliches Arbeitseinkommen erhöhen müssen. 

  • Sehr viele Ältere gehen noch arbeiten, selbst wenn sie das Rentenalter bereits erreicht haben. Zur Grafik

Martin Brussig: Anhaltende Ungleichheiten in der Erwerbsbeteiligung Älterer, Altersübergangs-Report 3/4-2010

Seite des IAQ

 

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