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HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Ältere bei Jobsuche im Nachteil

Ausgabe 13/2011

Die Türen des Arbeitsmarktes haben sich für ältere Arbeitsuchende nicht geöffnet: Über 50-Jährige können zwar länger an ihrem Arbeitsplatz bleiben als noch vor einigen Jahren. Doch einen neuen Job zu finden, bleibt schwierig.

Mehrere Faktoren sprechen dafür, dass Menschen über 50 die Jobsuche derzeit leichter fallen müsste als noch vor einem Jahrzehnt. So gibt es weniger potenzielle Mitbewerber aus den demografisch schwächer besetzten jüngeren Jahrgängen und auch weniger Arbeitslose. Viele Unternehmen erwarten einen Fachkräftemangel, deshalb müssten sie an erfahrenen Bewerbern stärker interessiert sein als in früheren Zeiten. Zudem gehen insgesamt mehr Ältere einer Arbeit nach.

Doch trotz all dieser Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt haben 50- bis 64-Jährige weiter keine besseren Aussichten auf eine Neueinstellung als vor zehn Jahren – und sind gegenüber Jüngeren immer noch deutlich benachteiligt. Auf dieses Problem weist der Forscher Martin Brussig vom Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) im neuen, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten, Altersübergangsreport hin.* Zwar waren 2009 etwa 26 Prozent aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten älter als 50 Jahre. Der Anteil der 50- bis 64-Jährigen an allen neu engagierten Beschäftigten lag mit 13 Prozent aber lediglich halb so hoch.

Betriebe bei der Einstellung Älterer weiter reserviert. Brussig hat Arbeitsmarkt-Daten der Jahre 2002 bis 2010 untersucht. Dabei fand er kaum Hinweise auf eine veränderte Einstellungspolitik der Betriebe gegenüber Älteren; die Einstellungsraten sind vielmehr konstant geblieben. „Allen Klagen über den Fachkräftemangel zum Trotz: Die Masse der Betriebe ist noch nicht im Boot“, resümiert Brussig.

Dass dennoch die Erwerbsbeteiligung Älterer gestiegen ist, dürfte andere Ursachen haben. Unabhängig vom Einstellungsverhalten bleiben mehr Beschäftigte deutlich über ihren 55. und über den 60. Geburtstag hinaus am Arbeitsplatz. Die nachrückenden Jahrgänge gehen nicht mehr frühzeitig in Rente, sie bleiben länger im Job – ohne die Stelle zu wechseln. Dies ist der Hauptgrund, warum zwischen 1997 und 2007 die Erwerbsbeteiligung der 55- bis 64-Jährigen um mehr als zehn Prozentpunkte zulegte und warum inzwischen mehr als jeder Zweite aus dieser Altersklasse arbeitet, vermutet Brussig.

Je älter, umso schlechter die Chance auf Wiedereinstieg. Der Altersübergangs-Report belegt den Zusammenhang von Alter und der Chance auf eine Neueinstellung. Je älter ein Erwerbstätiger ist, umso seltener wird er einen neuen Arbeitsvertrag unterschreiben. Ab 50 geht die Zahl der neu eingestellten Arbeitskräfte mit jedem Lebensjahr zurück. In absoluten Zahlen sah die Entwicklung im ersten Halbjahr 2010 so aus: Bei den 50-Jährigen waren es noch etwas mehr als 65.000, die eine neue Stelle angetreten haben. Bei den 60-Jährigen gab es schon keine 20.000 Neueinsteiger mehr. Zwar ist mit steigendem Alter auch die Zahl der Beschäftigten rückläufig. Doch auch die Eintrittsrate – der Anteil der neuen Arbeitsverträge an allen Beschäftigten – halbiert sich zwischen 50 und 60 Jahren beinahe.

Mit zunehmendem Alter birgt das Ende eines Arbeitsverhältnisses größere Risiken, weil es schwieriger wird erneut Fuß zu fassen. Gerade deshalb sei es bei Älteren nötig, Entlassungen zu vermeiden, so Brussig. Am besten stehen erwartungsgemäß Hochqualifizierte da. Sie befinden sich mit über 50 noch recht häufig in stabilen Beschäftigungsverhältnissen und müssen darum selten eine neue Beschäftigung suchen. Im Unterschied dazu müssen ältere Geringqualifizierte oft neu anfangen. Bei Frauen ist die Eintrittsrate in eine neue Stelle niedriger als bei Männern, möglicherweise weil ältere Frauen sich eher aus dem Erwerbsleben ausklinken als Männer. Ältere Ostdeutsche nehmen häufiger eine neue Arbeit auf als Westler, das gilt für Männer wie Frauen. Das muss jedoch nicht unbedingt positiv sein, sagt Brussig. Denn in Arbeitsmarktsegmenten mit relativ instabiler Beschäftigungsdauer können die Eintrittsraten zwar hoch, die Austrittsraten aber noch höher sein.

  • Mit jedem Jahr wird es am Arbeitsmarkt schwieriger. Zur Grafik
  • Ältere wechseln seltener den Job. Zur Grafik

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