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Hans 10-2022 Editorial Gute Arbeit für gute Pflege Service aktuell

Pflegenotstand: Gute Arbeit für gute Pflege

Was kann gegen den eklatanten Fachkräftemangel getan werden? Eike Windscheid beschreibt unter welchen Umständen ehemalige Pflege-Beschäftigte sich eine Rückkehr bzw. andere sich eine Arbeitszeitaufstockung vorstellen könnten.

[9.5.2022]

Wenn es um gute Pflege geht, dann steht zuallererst das Wohl der zu Pflegenden im Fokus. Für eine würdige und professionelle Betreuung älterer und erkrankter Menschen bedarf es jedoch nicht nur qualifizierter, sondern auch einer hinreichend hohen Zahl Beschäftigter – vor allem auf den Stationen und direkt „am Bett“. Schon jetzt herrscht in der Branche aber ein eklatanter Fachkräftemangel, Tendenz steigend.

Die jetzt erschienene und von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie „Ich pflege wieder, wenn …“ zeigt, dass ein Potenzial von mindestens 300.000 zusätzlichen Vollzeit-Pflegekräften in Deutschland zur Verfügung stehen könnte. Der Clou: befragt wurden Beschäftigte, die der Pflege in der Vergangenheit den Rücken gekehrt bzw. Arbeitszeit reduziert haben – und zwar danach, unter welchen Umständen eine Rückkehr bzw. Arbeitszeitaufstockung für sie infrage kommt. Damit stehen erstmals bundesweite Daten zur Verfügung, die Auskunft über die Ansprüche an Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen aus Sicht von Pflegefachkräften selbst geben.

Auch wenn die Befragten teilweise schon seit längerer Zeit ausgeschieden sind: sie sind gut ausgebildet, vielfach langjährig joberfahren und könnten der Kranken- und Altenpflege vergleichsweise schnell zur Verfügung stehen. Die Teilzeitbeschäftigten sind sogar aktuell aktiv im Pflegeberuf. Rückkehr und Arbeitszeitaufstockung können damit einen wichtigen Beitrag zur Personalrekrutierung für die Pflege liefern – wenn die benötigten Verbesserungen denn in Aussicht stehen bzw. auf den Weg gebracht werden.

Oftmals geht es dabei um handfeste, einfache und vor Ort in den Betrieben und an den Arbeitsplätzen direkt umsetzbare Maßnahmen. Gelegenheiten zum kollegialen Austausch oder die Umsetzung von Gefährdungsbeurteilungen etwa führen unmittelbar zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und können für die „Rückkehrwilligen“ wichtige Brücken zurück in den Beruf bzw. für Teilzeitbeschäftigte Anreize zur Stundenaufstockung bieten.

In den Studienergebnissen zeigt sich jedoch auch: Verbindliche Personalschlüssel und eine angemessene Bezahlung nach Tarif bilden nach wie vor die zentralen Aspekte einer unumgänglichen und im Koalitionsvertrag konsequenterweise vereinbarten Aufwertung der Pflege.

Die gute Nachricht der Studie ist: Der Pflegenotstand ist nicht unumkehrbar. Es stehen qualifizierte und motivierte Fachkräfte bereit, um uns in Alter und bei Krankheit zu pflegen. Allein: wer gute Pflege will, muss für gute Arbeit sorgen.


Dr. Eike Windscheid ist Referent der Abteilung Forschungsförderung und betreut den Förderbereich „Erwerbsarbeit – Wohlfahrtsstaat“.

Weitere Informationen

Neue Studie: „Ich pflege wieder, wenn …“ ›

Auf einen Blick: Arbeitsbedingungen in der Pflege ›

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