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Das Bild zeigt Ernesto Klengel, den Wissenschaftlichen Direktor des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung. Service aktuell

150 Jahre Hugo Sinzheimer: Architekt des modernen Arbeitsrechts

Hugo Sinzheimer, eine Schlüsselfigur des deutschen Arbeitsrechts, wurde vor 150 Jahren geboren. HSI-Direktor Ernesto Klengel beleuchtet die Bedeutung von Sinzheimers Erbe für die heutige Zeit.

[07.04.2025]

Das Jahr 1875 war ein besonderes Jahr für die Arbeiterbewegung: Auf dem Gothaer Parteitag entstand die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands – die spätere SPD. Doch es war auch das Geburtsjahr von zwei Männern, die die Arbeitswelt maßgeblich prägen sollten: Hans Böckler und Hugo Sinzheimer.

Beide wirkten auf unterschiedliche Weise für die Rechte von Arbeitnehmer*innen. Hans Böckler bestimmte die Geschicke des Deutschen Gewerkschaftsbundes in den Anfängen der Bundesrepublik. Hugo Sinzheimer war ein engagierter Jurist: Er vertrat als Anwalt Arbeitnehmer*innen in aufsehenerregenden Prozessen und war ein eloquenter Redner auf gewerkschaftlichen Veranstaltungen. Er setzte sich dafür ein, kollektive Rechte in der Verfassung zu verankern. Zudem entwickelte er das Arbeitsrecht als eigenständiges Fach. Prinzipien wie die normative Wirkung von Tarifverträgen oder Räte in den Betrieben als Ergänzung der parlamentarischen Demokratie prägen unser Verständnis des Fachs. Sinzheimer fand juristische Antworten in der Rechtswirklichkeit. Sein Ansatz ist in Zeiten digitaler Arbeit moderner denn je. Er und seine Schüler wie Wolfgang Abendroth, Ernst Fraenkel oder Franz Neumann legten Grundsteine für die Politikwissenschaft.

Ein Aspekt seines Lebens gibt uns heute zu denken: Sinzheimers Lebenswerk wurde jäh durch den Nationalsozialismus unterbrochen, es blieb unvollendet. Seine Biografie steht damit sinnbildlich für den brutalen Riss in der Traditionslinie eines demokratischen Arbeitsrechts in Deutschland.

Trotz seines beeindruckenden Lebens gibt es Vieles, das wir nicht über Sinzheimer wissen. Etliche Dokumente schlummern verborgen in privaten Archiven. Umso erfreulicher ist es, dass es im Jubiläumsjahr zu seinem 150. Geburtstag der IG Metall gelungen ist, Nachlassgegenstände und Dokumente zugänglich zu machen. Das Hugo Sinzheimer Institut (HSI) der Hans-Böckler-Stiftung beteiligt sich an der wissenschaftlichen Erschließung in enger Zusammenarbeit mit dem Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich Ebert Stiftung in Bonn.

Der Höhepunkt des Jubiläums-Jahres ist eine Festveranstaltung am 11. April. Christiane Benner, die Erste Vorsitzende der IG Metall, wird über die enge Beziehung Sinzheimers zu den Gewerkschaften sprechen. Ein internationales Podium beleuchtet die Wirkung Sinzheimers für die Rechtsordnungen in Großbritannien, Argentinien und Japan. Zudem wird ein kurzer Dokumentarfilm über Hugo Sinzheimer vorgestellt. Daniel Ulber, Professor an der Universität Trier, wird aufzeigen, was Sinzheimer wohl zu aktuellen Entwicklungen im Arbeitsrecht sagen würde.

Trotz aller technischen Fortschritte wie Künstliche Intelligenz und das Metaverse: Zeitreisen sind auch 150 Jahre nach Hugo Sinzheimers Geburt noch nicht möglich. Das HSI holt seinen Namensgeber auf andere Weise in die Gegenwart.

Dr. Ernesto Klengel ist der Wissenschaftliche Direktor des Hugo Sinzheimer Instituts für Arbeits- und Sozialrecht der Hans-Böckler-Stiftung.  

Weitere Informationen

Hugo Sinzheimer – Jubiläumsveranstaltung: Informationen und Livestream

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HANS. 07/2025

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