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Aufsichtsrat_Jörg-Kowalski Magazin Mitbestimmung

Aufsichtsrat: Wir bestimmen mit

Ausgabe 01/2023

Jörg Kowalski, Aufsichtsrat beim Dortmunder Reinigungs- und Entsorgungsunternehmen EDG - Von Kevin Gallant

Ursprünglich arbeitete Jörg Kowalski im Bergbau. Den Aufnahmeantrag für die IG Bergbau habe er gleich zum Ausbildungsvertrag bei der Ruhrkohle dazubekommen. So wurde ihm schon früh der Weg in die Mitbestimmung geebnet. Doch bald traf ihn das aufkommende Zechensterben. Zweimal wechselte er den Arbeitsplatz, zuletzt bekam der heute 55-jährige Dortmunder ein Jobangebot aus einer Zeche in Gelsenkirchen. „Ich habe abgelehnt. Das hatte nichts mit Fußball zu tun, ich habe für mich keine Zukunft mehr im Bergbau gesehen“, sagt er.   

Kowalski wechselte die Branche und arbeitete fortan für das Dortmunder Reinigungs- und Entsorgungsunternehmen EDG, das heute insgesamt 1500 Menschen beschäftigt. „Eigentlich nur für den Übergang, aber nichts hält länger als ein Provisorium“, sagt er. Dieser Übergang dauert jetzt schon über 30 Jahre.   

Ohne Personalabbau durch die Krise  

In den vergangenen Jahren gelang es dem Betriebsrat und Verdi-Mitglied Kowalski gemeinsam mit seinen Mitstreitern bei der EDG, etwa eine zusätzliche Krankenversicherung für die Beschäftigten abzuschließen. Während der Coronakrise konnten sie Entlassungen und Kurzarbeit abwenden, neue Felder wie die Grünpflege der Stadt Dortmund für die EDG erschließen und dadurch rund 60 Menschen, auch Langzeitarbeitslose, beschäftigen. „Einige davon wurden dank des Engagements von Verdi und einigen Lokalpolitikern sogar in die Festanstellung übernommen“, sagt er. „Das ist in Krisenzeiten nicht gottgegeben.“   

Ähnlich lange wie Jörg Kowalski bei der EDG arbeitet, sitzen im Aufsichtsrat genauso viele Beschäftigten- wie Arbeitgebervertreter. Doch vor der nächsten Aufsichtsratswahl sollte an dieser Säule gesägt werden. Bei der Kommunalwahl hatte die SPD die absolute Mehrheit verloren. „Dadurch bekamen CDU und Grüne mehr Sitze im Rat und forderten Plätze bei uns im Aufsichtsrat“, sagt Jörg Kowalski. Weil aber niemand einen Posten abtreten wollte, regten die Parteien an, den Aufsichtsrat von zwölf auf 15 Plätze aufzustocken. „Das hat für einen Aufschrei gesorgt, denn so war die Parität plötzlich in Gefahr.“  

Sorgen bereitete Kowalski auch, dass bei der letzten Betriebsratswahl mit Komba neben Verdi eine zweite Interessenvertretung an den Start gegangen war und sogar mit absoluter Mehrheit gewonnen hatte. „Es war anfangs schwierig, einen Konsens zwischen beiden Gewerkschaften hinzubekommen“, erzählt Kowalski. „Aber wir haben uns letztendlich darauf verständigt, an einem Strang zu ziehen.“ Dank vieler Gespräche zwischen den Gewerkschaften und der Stadtpolitik, „bei denen wir auch ordentlich Druck gemacht haben, haben wir eine Lösung gefunden, die die Parität erhält“.  

Statt auf 15 Plätze soll der Aufsichtsrat jetzt auf 18 Plätze aufgestockt werden – paritätisch verteilt: Sechs Beschäftigtenvertreter, neun Arbeitgebervertreter sowie zwei Sitze für die Gewerkschaften und einen für leitende Angestellte. Die Lösung muss allerdings Anfang Februar noch vom Dortmunder Stadtparlament beschlossen werden. Ein Risiko sieht Jörg Kowalski aber nicht mehr: „Alle Parteien sind sich einig, da müsste es schon mit dem Teufel zugehen.“  

Themen für den neuen Aufsichtsrat gibt es genug. „Wir haben neue Standorte erworben, die umgebaut werden müssen, wir kommen platzmäßig an unsere Grenzen“, sagt Kowalski. Neben der Digitalisierung soll auch die Fahrzeugflotte des Entsorgungs- und Reinigungsunternehmens vom Verbrenner auf alternative Antriebe umgestellt werden. 

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