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Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 03/2005

Der Preis der Beschäftigung

Von Margarete Hasel
Margarete-Hasel@boeckler.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

aus gutem Grund gelten Unternehmen wie BASF, DaimlerChrysler oder Opel als Rückgrat unserer Arbeitsbeziehungen. Sie stehen für den Industriestandort Deutschland und waren schon immer Vorreiter flexibler Absprachen und kreativer mitbestimmter Kompromisse.

Um 20 000 Beschäftigte hat die BASF im Verlauf der 90er Jahre ihr Personal in Ludwigshafen auf jetzt rund 32 000 reduziert. Bis 2010 wird es keine betriebsbedingten Kündigungen geben, Investitionen sind zugesagt. 500 Millionen Euro kosteten die Belegschaft von DaimlerChrysler die Beschäftigungsgarantie und die Investitionszusagen für die deutschen Standorte, die im Juli 2004 vereinbart wurden.

Keine betriebsbedingten Kündigungen und Garantien für alle Standorte - dafür 10 000 Beschäftigte weniger: Das unter anderem war der Preis bei Opel, vereinbart im Februar 2005. Deswegen überprüft Britta Rehder in ihrem Beitrag - Seite 16 - die Kosten der Beschäftigungsbündnisse. Insbesondere hinterfragt sie die im Arbeitgeberlager gerne behauptete Prämisse, dass die betrieblichen Produktivitätskoalitionen im Unterschied zum Flächentarif immer erfolgreich sind, und lotet Szenarien aus, die gerade den Propagandisten von Öffnungsklauseln auf die Füße fallen könnten.

Obwohl Steffen Kinkel vom Fraunhofer ISI mit aktuellen Zahlen einen steigenden Trend zur Produktionsverlagerung ins Ausland nachweist - siehe Seite 29 -, kostet nicht jede Verlagerung hierzulande auch Arbeitsplätze. Die ISI-Studie sieht die Produktion am Standort Deutschland weiter wettbewerbsfähig, "wenn sie entweder ausreichend automatisiert und kapitalintensiv betrieben werden kann oder die Innovations- und Flexibilitätspotenziale der verfügbaren qualifizierten Mitarbeiter konsequent auszunutzen vermag."

Fraglos tragen die passgenauen betrieblichen Beschäftigungs- und Standortsicherungspakte zur Wettbewerbsfähigkeit des Exportweltmeisters Deutschland bei. Eine Trendwende am Arbeitsmarkt können sie gleichwohl nicht herbeiführen. Gustav A. Horn, den wissenschaftlichen Direktor des neuen "Instituts Makroökonomie und Konjunkturforschung" in der Hans-Böckler-Stiftung, überrascht dies nicht - siehe Seite 40. Er will an makroökonomischen Stellschrauben drehen.

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