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Magazin Mitbestimmung

Interview: „Diesen Kanal müssen wir nutzen“

Ausgabe 07+08/2012

Eric Leiderer, Bundesjugendsekretär der IG Metall, über den Nutzen sozialer Medien für die Gewerkschaftsarbeit, Fragen des Datenschutzes und den Wandel der Gesellschaft.

Eric Leiderer, die Facebook-Community der IG- Metall-Jugend hat mehr als 12 000 Mitglieder. Wie erklärt Ihr Euch den Erfolg?
Ein wesentlicher Grund ist sicherlich, dass wir mit dem Medium genau unsere Zielgruppe erreichen. Für die junge Generation sind Social Media das tägliche Brot, so wie für Ältere das Telefon. Facebook und Smartphones gehören für sie zum Lebensalltag. Die Mitglieder der IG-Metall-Jugend sind fast zu 100 Prozent online aktiv. Wir dürfen das nicht einfach ignorieren. Diesen Kanal müssen wir nutzen.

Und wie reagieren die Jugendlichen darauf?
Wir organisieren über die sozialen Netzwerke sehr viel Beteiligung. Die Jungen fühlen sich angesprochen und können sich mit Like-Button, Retweets oder Kommentaren direkt positionieren. Wir sind aber nicht nur auf Facebook aktiv, sondern auch bei Twitter, Flickr und YouTube. Auch da kommt von den Jugendlichen sehr viel.

Habt ihr auch die Hoffnung, dass Eure Aktivitäten dabei helfen, mehr Jugendliche für die Gewerkschaft zu gewinnen?
Wir haben seit drei Jahren einen Mitgliederzuwachs. Was unser Image angeht, sehe ich uns da auf einem sehr guten Weg. Aber natürlich müssen wir für die Ansprache alle Kanäle nutzen. Neben der klassischen Arbeit im Betrieb, die durch nichts ersetzt werden kann, sind Social Media eine weitere Möglichkeit. Diese Ansprache müssen wir verstetigen, weil wir dadurch enorm viel erreichen. Aber natürlich müssen wir auch die klassischen Kanäle nutzen.

Es gibt immer wieder die Kritik an Facebook, dass man dort zum gläsernen Menschen wird.
Die Jugendlichen sind zum Teil in ihrem Umgang mit Social Media sehr unbedarft. Wir sensibilisieren daher sehr stark. Wir informieren die Jugendlichen etwa, wenn Facebook die Privatsphären-Einstellungen verändert und man als Nutzer reagieren muss, um sich zu schützen. Nur wenige Organisationen oder Medien weisen wirklich auf die Probleme hin. Wir füllen da auch eine Lücke. Unsere Hilfestellung und Aufklärung wird sehr geschätzt.

Auf Eurer Seite ist auch zu sehen, wie sich die Jugendlichen zu vielen Themen äußern. Sie empfangen nicht nur Botschaften, sie schicken selbst Nachrichten in die Welt. Wie wird sich dieser Medienwandel auf die Arbeit der Gewerkschaft auswirken?
Walter Benjamin hat mal gesagt: „Immer wenn sich die Medien ändern, ändert sich auch die Gesellschaft.“ Wir müssen generell diese Netze in Zukunft stärker nutzen. Wir können darüber sehr gut unsere Mitglieder direkt informieren. Auch für die Mobilisierung eigenen sich Social Media bestens, wie sich bei unserer Kampagne Operation Übernahme gezeigt hat. Aber vor allem bietet der Beteiligungsaspekt viele Chancen. Facebook ist ganz stark für die 1:1-Kommunikation. Man erfährt, was die Mitglieder denken. In Deutschland sind mittlerweile 23 Millionen Menschen bei Facebook. Das ist ein Potenzial, das wir einfach nicht ignorieren können.

Interview: Andreas Kraft / Foto: Jan Michalko/kp works

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