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Janine Hartung Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Sortiererin

Ausgabe 06/2022

Seit 18 Jahren sortiert Janine Hartung (40) Pakete am Flughafen. Zusammen mit ihrer Frau lebt sie in Troisdorf.

Konrad Adenauer Flughafen, Frachthalle West,  Heinrich-Steinmann-Str. 2a 51147 Köln Seit knapp 18 Jahren sortiere ich Frachtsendungen für den Logistiker UPS am Flughafen Köln/Bonn. So ganz geplant war das nicht, denn eigentlich bin ich Köchin und stamme aus Thüringen. Der Liebe wegen bin ich nach meiner Ausbildung nach Köln gezogen. Ich bekam dann schon bald einen Tipp von meiner damaligen Nachbarin: ‚Melde dich mal bei UPS, da wird gesucht.‘

Seither arbeite ich ausschließlich nachts. Mit der Zeit nagt das an einem, und soziale Kontakte beschränken sich fast ausnahmslos auf die Arbeit. Rund fünf Stunden dauert eine Schicht. Allerdings kann man gut eine Stunde hinzurechnen, so viel Zeit vergeht, bis wir auf dem Gelände und durch alle Sicherheitsschleusen und nach Feierabend wieder zurück sind – leider unbezahlt.

Das Frachtaufkommen und damit unsere Belastungen haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Zu Weihnachten kommen noch mal 30 Prozent dazu, sodass wir mit rund 3500 Mitarbeitern täglich mehr als 630 000 Sendungen bearbeiten – vom Kleinbrief bis zum Lkw-Reifen. Ich bin für die kleineren Sendungen zuständig. Die Fracht kommt per Lkw oder Flugzeug an. Sie stammt zum Beispiel aus den USA und muss weiter nach Frankreich. Wir sind hier quasi das Drehkreuz.

Seit 2018 bin ich Betriebsrätin und Verdi-Mitglied. Es ist mir wichtig, die Gewerkschaft bei uns publik zu machen und den Beschäftigten nahezubringen, dass man gemeinsam mehr erreichen kann. Denn auch bei uns ist einiges verbesserungswürdig. Gerade in diesen unsicheren Zeiten leiden viele unter den anfänglichen Befristungen von meist zwei Jahren. Zudem sind Teilzeitstellen üblich.

Leider kommt es auch immer wieder vor, dass sich Vorgesetzte im Ton vergreifen oder kaum Rücksicht auf körperliche Probleme der Beschäftigten nehmen. In der Hektik und bei der Masse an Paketen ist es sicher nicht immer einfach, den richtigen Ton zu treffen. Trotzdem sollten wir einen respektvollen Umgang miteinander pflegen.“

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