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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Wenn Papa nie da ist

Ausgabe 14/2013

Wenn Väter extrem viel arbeiten, leiden darunter vor allem die Söhne: Fünf- bis Zehnjährige werden sehr viel häufiger verhaltens­auffällig und aggressiv als ihre Altersgenossen.

Diesen Effekt haben Jiang­hong Li vom Wissenschafts­zentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) und australische Ko-Forscher jetzt auf Basis von Daten der Western Australian Pregnancy Cohort Study nachgewiesen. Diese dokumentiert die Entwicklung und das familiäre Umfeld von 1.400 Kindern im Bundesstaat Western Australia.

Dort arbeitet fast jeder fünfte Vater mehr als 55 Stunden die Woche. Die Analyse zeige, dass Söhnen in diesen Familien offensichtlich die männliche Bezugsperson fehlt. Die Autoren vermuten, dass die Beziehung zwischen Vater und Sohn typischerweise ein Ventil für die Aggression der Jungs ist.

Auf die Entwicklung der Mädchen hat die arbeitsbedingte Abwesenheit des Vaters laut Studie keine Auswirkungen. Auch scheint sich die Arbeitszeit der Mutter nicht auf die Entwicklung der Kinder auszuwirken, allerdings ist in dieser Frage die Datenbasis schwach.

Die Autoren empfehlen, Eltern besser zu unterstützen. Die Politik solle Anreize für Väter schaffen, weniger zu arbeiten und sich mehr um die Familie zu kümmern.

Extrem lange Arbeitszeiten sind kein australischer Einzelfall. In Deutschland arbeiten nach Zahlen des Sozio-oekonomischen Panels etwa 15 Prozent der Väter mit drei- bis vierjährigen Kindern mehr als 55 Stunden in der Woche. 

Jianghong Li u.a.: Mothers’ and Fathers’ Work Hours, Child Gender and Behaviour in Middle Childhood, in: Journal of Marriage and Familiy 75, Februar 2013.

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