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HBS Böckler Impuls

Steuern: Ungenutzte Gewinne

Ausgabe 12/2017

Trotz guter Ertragslage investieren die Unternehmen zu wenig. Mit weiteren Steuerentlastungen lässt sich das nicht beheben.

Die Gewinne von heute sind die Investitionen morgen. Dieser Satz stammt eigentlich von Helmut Schmidt. Unter der Regierung Kohl wurde er Anfang der 1980er-Jahre zum wirtschaftspolitischen Credo. Das Problem: Der behauptete Zusammenhang erweist sich in der Praxis als Schimäre. Damals wie heute. In den vergangenen zweieinhalb Jahrzehnten stiegen die Gewinne der Unternehmen relativ kontinuierlich, ihre Nettoinvestitionen gingen im selben Zeitraum zurück. Darauf macht IMK-Forscher Fabian Lindner aufmerksam. Zuletzt entsprachen die Nettoinvestitionen nur knapp vier Prozent der Gewinne. 1991 waren es noch 50 Prozent.

Der Hauptgrund ist Lindner zufolge, dass die Unternehmen zwar auf den Weltmärkten sehr gut verdienen, ihre Kapazitäten aber dennoch nicht so stark ausgelastet sind, dass sich eine Ausweitung der Produktionskapazitäten durch Investitionen lohnen würde. Kapazitätsengpässe seien für Investitionen viel entscheidender als Gewinne.

Das hat auch wirtschaftspolitische Konsequenzen. Weitere Entlastungen bei den Unternehmenssteuern werden dem Forscher zufolge nur die Gewinne steigern, aber kaum helfen, die privaten Investitionen zu erhöhen. Statt Steuern zu senken sollte der Staat lieber selbst investieren.

  • Die Gewinne steigen, die Investitionen gehen zurück. Zur Grafik

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