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HBS Böckler Impuls

Vorstandsvergütungen: Um den heißen Brei gedruckt

Ausgabe 08/2005

Nach welchen Kriterien bestimmen die Unternehmen die Gehälter ihrer Vorstandsmitglieder? Woran bemessen sie Tantieme, Bonus oder Aktienoption? Eine Analyse der aktuellen Geschäftsberichte aller im DAX und M-DAX notierten Unternehmen zeigt: Über Details ihrer Vergütungssysteme schweigen sich die meisten Unternehmen immer noch aus. Von Transparenz keine Rede.

Nur mit einer Information gehen alle 80 DAX- und M-DAX-Unternehmen gleichermaßen freimütig um: Alle bezahlen
ihre Vorstände mit einem Mix aus fixer und variabler Vergütung. Sodann versickert der Informationsfluss. Nur 24 Unternehmen machen Angaben, die darauf schließen lassen, dass sie die Höhe der Festgehälter systematisch ermitteln. Zum Beispiel anhand internationaler Vergleiche.

Bei den variablen Vergütungen wie Tantieme und Bonus schweigen sich ebenso viele Unternehmensberichte über jegliche Bezugsgröße dafür aus. Ob der Unternehmenserfolg überhaupt eine Rolle spielt, bleibt offen. Aber auch aus den meisten anderen Berichten lässt sich nicht schließen, in welcher Weise die Höhe der variablen Vergütung mit dem Erreichen eines Ziels verbunden ist, ermittelte der Volkswirt Reiner Rang für die Hans-Böckler-Stiftung. Dass es anders geht, zeigen beispielhaft RWE, E.ON und Lufthansa.

Ganz bedeckt halten sich die Unternehmen zu aktienorientierten Vergütungssystemen. Kein einziges von 59 gibt zu erkennen, warum eine Führungskraft eine bestimmte Anzahl von Aktien oder Optionen erhält.

Auffällig ist auch die dürftige Information über Pensionszusagen für aktive Vorstandsmitglieder. Fast sieht es so aus, als gäbe es die nur für ausgeschiedene Vorstände. Nicht nur hier muss die Bundesregierung ihren Gesetzesentwurf zur Offenlegung der Vorstandsgehälter nachbessern, meint Matthias Müller, Wirtschaftsexperte in der Hans-Böckler-Stifung: "Jeder muss sich aus dem Geschäftsbericht ein Urteil bilden können, welche Verhaltensanreize und Vergütungsmodelle es für den Vorstand gibt." Das sei noch wichtiger, als den genauen Verdienst der Manager zu erfahren.

  • Nach welchen Kriterien bestimmen die Unternehmen die Gehälter ihrer Vorstandsmitglieder? Woran bemessen sie Tantieme, Bonus oder Aktienoption? Eine Analyse der aktuellen Geschäftsberichte aller im DAX und M-DAX notierten Unternehmen zeigt: Über Details ihrer Vergütungssysteme schweigen sich die meisten Unternehmen immer noch aus. Von Transparenz keine Rede. Zur Grafik

Reiner Rang: Publizität der Vorstandsvergütung, Studie für die Hans-Böckler-Stiftung, April 2005

Dr. Matthias Müller leitet das Referat "Wirtschaft II" in der Hans-Böckler-Stiftung.

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