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HBS Böckler Impuls

Mitbestimmung: Jeder zehnte Betriebsrat wird oft behindert

Ausgabe 19/2018

Betriebsräte haben mehrheitlich ein gutes Verhältnis zur Geschäftsführung. Zu Konflikten kommt es besonders oft in Betrieben ohne Tarifvertrag.

Meistens kommen Betriebsrat und Management in deutschen Unternehmen ganz gut miteinander klar. Doch Schikanen gegen Arbeitnehmervertreter, über die in den Medien immer wieder berichtet wird, sind offensichtlich nicht nur Einzelfälle: Rund zehn Prozent der Betriebsräte sehen sich vom Arbeitgeber in ihrer Arbeit „häufig“ behindert, weitere 40 Prozent erleben „manchmal“ Blockaden. Das Verhältnis zur Chefetage bewerten zehn Prozent der Beschäftigtenvertreter in Deutschland nur als „ausreichend“, weitere fünf Prozent sogar als „mangelhaft“. Das zeigen neue Zahlen aus der Betriebsrätebefragung des WSI.

Die Mehrheit der Chefs von mitbestimmten Betrieben scheint sich um eine gedeihliche Kooperation zu bemühen: Immerhin beurteilen knapp zehn Prozent der im Jahr 2017 vom WSI befragten Betriebsräte das Verhältnis als „sehr gut“, weitere knapp 50 Prozent als „gut“. Doch da, wo die Noten „ausreichend“ oder insbesondere „mangelhaft“ vergeben werden, „darf bezweifelt werden, ob damit noch eine vertrauensvolle Zusammenarbeit möglich ist“, wie sie das Betriebsverfassungsgesetz fordert, schreibt WSI-Forscher Helge Baumann. Auffallend ist nach Analyse des Experten, dass die Arbeitsbeziehung zwischen Führungsetage und Beschäftigtenvertretung häufiger schlecht ist, wenn das Unternehmen keinen Tarifvertrag hat. In Firmen ohne Tarifregelung sprechen gut 18 Prozent der Betriebsräte von einem „ausreichenden“ oder gar „mangelhaften“ Verhältnis. In Unternehmen mit Tarifvertrag sind es dagegen knapp elf Prozent.

Die Auswertung des WSI gibt auch einen aktuellen Überblick darüber, mit welchen Anliegen Betriebsräte am häufigsten befasst sind. Mit über 80 Prozent Nennungen sind Arbeitsschutz und Gesundheit die Top-Themen. Zunehmende Aufmerksamkeit erfahren dabei auch psychische Belastungen durch Arbeitsverdichtung und zu geringe Personalstärke. Zudem ist die Arbeitszeit sehr häufig Thema für Beschäftigte und ihre Vertreter. Dabei geht es ebenso um Überstunden und vom Arbeitgeber betriebene Flexibilisierung wie um Wünsche von Beschäftigten nach flexibleren Arbeitszeiten, um Beruf und Privatleben unter einen Hut zu bringen. 

  • Zu Konflikten zwischen Betriebsrat und Management kommt es besonders oft in Firmen ohne Tarifvertrag. Zur Grafik

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