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HBS Böckler Impuls

Dienstleistungen: Innovationen rund um Waschbrettbauch und Arthritisbehandlung

Ausgabe 09/2005

Innovationen schaffen Arbeitsplätze - nicht nur mit High Tech und dem Tüfteln für Patente. Gerade im Dienstleistungssektor sind die Beschäftigungsmöglichkeiten nicht ausgereizt. Beispiel: der Fitness- und Wellness-Markt. Wenn sie ihre Konzepte auf die alternde Gesellschaft einstellen, könnten sich die Arbeitsplätze der Branche in nur zehn Jahren mehr als verdoppeln.

Ausdauertraining und Ernährungsberatung für Fitness-Sportler, Bewegungstherapie für Herzkranke, individuelle Reha-Konzepte und Hilfestellung für Menschen, die Angehörige zu Hause pflegen - das Reha-Bad Hamm bietet nicht nur einen ungewöhnlichen Mix von Gesundheits-Dienstleistungen unter einem Dach an. Es lastet so auch seine Kapazitäten voll aus. Obwohl der Nutzen solcher Verschmelzungen bisher getrennter Service-Leistungen auf der Hand liegt, sind sie bisher die Ausnahme. Auch bei Gesundheits-Dienstleistern ist dies der Fall.

Die Soziologen Björn Eisele und Dr. Andrea Helmer-Denzel von der Ruhr-Universität Bochum bescheinigen der Fitness-Branche Möglichkeiten für ein geradezu explosionsartiges Wachstum.

Bis zu einer Viertelmillion Menschen - zweieinhalb Mal so viele wie noch 2002 - könnten in zehn Jahren in der deutschen Fitness-Branche arbeiten, wenn die Weichen richtig gestellt werden.

Voraussetzung: Die Anbieter müssen es schaffen, sich am Kundennutzen, an der Lebensqualität, zu orientieren und das Denken in klassischen Ressorts zu überwinden, um Dienstleistungen kreativ neu zu kombinieren. Während die bis 40-Jährigen verstärkt Wellness-Angebote nutzen und Gesundheitsangeboten noch keinen größeren Wert beimessen, ist es bei den über 60-Jährigen gerade umgekehrt. Um beide Zielgruppen zu locken, müssten daher Fitness-/Wellness- und Gesundheits-Dienstleistungen verknüpft werden.

Ein weiteres Problem: Der Branche fehlen schon jetzt geeignete, bezahlbare Fachkräfte: Rund ein Viertel der Bewerber hat fachliche Lücken, bei jedem dritten vermissen Fitness-Studios auf Personalsuche soziale Kompetenzen. Gerade die aber werden in Zukunft besonders gebraucht - nicht nur, weil Physiotherapeuten, Fitness- und Gymnastiklehrer für die Besucher der Studios Aushängeschilder sind, sondern weil mit der Neugestaltung der Angebotspalette von Fitness-Centern auch die Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen immer wichtiger wird. Gefragt sind künftig kompetente Fachkräfte wie Sportlehrerinnen und -lehrer, Physiotherapeutinnen und -therapeuten, die Service und Betreuung bieten.

Eine treibende Kraft für die volle Entfaltung des Fitness-Marktes sehen die beiden Bochumer Wissenschaftler in der - auch politisch gewollten - Schwerpunktsetzung auf der Prävention: Knapp jeder Dritte ist derzeit sportlich inaktiv. Fast 58 Prozent der bisherigen Nicht-Sportlerinnen und -Sportler wären jedoch bereit, sich regelmäßig körperlich zu betätigen - wenn ihnen ihre Krankenkasse durchschnittlich 45 Euro im Monat erstatten würde.

Die Autoren benennen aber auch die Hindernisse, die das Eintreffen ihrer günstigen Prognosen vereiteln könnten: Die heutige Klientel von Fitness-Studios wolle nicht, "dass das ganze Personal in weißen Kitteln rumläuft", - so zitieren sie einen Gesprächspartner. Außerdem ist in Eiseles und Helmer-Denzels "best-case"-Szenario ein konstantes Wirtschaftswachstum von jährlich zwei Prozent eingerechnet.

  • Innovationen schaffen Arbeitsplätze - nicht nur mit High Tech und dem Tüfteln für Patente. Gerade im Dienstleistungssektor sind die Beschäftigungsmöglichkeiten nicht ausgereizt. Beispiel: der Fitness- und Wellness-Markt. Wenn sie ihre Konzepte auf die alternde Gesellschaft einstellen, könnten sich die Arbeitsplätze der Branche in nur zehn Jahren mehr als verdoppeln. Zur Grafik
  • Innovationen schaffen Arbeitsplätze - nicht nur mit High Tech und dem Tüfteln für Patente. Gerade im Dienstleistungssektor sind die Beschäftigungsmöglichkeiten nicht ausgereizt. Beispiel: der Fitness- und Wellness-Markt. Wenn sie ihre Konzepte auf die alternde Gesellschaft einstellen, könnten sich die Arbeitsplätze der Branche in nur zehn Jahren mehr als verdoppeln. Zur Grafik

Björn Eisele, Andrea Helmer-Denzel: Dienstleistungskooperationen - Katalysator für Beschäftigung?; in: WSI-Mitteilungen 3/2005

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