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HBS Böckler Impuls

Kapitalmarkt: Die 'manisch-depressiven' Kursschwankungen an den Finanzmärkten

Ausgabe 02/2008

Der Wirtschaftsforscher Stephan Schulmeister untersucht seit den 80er-Jahren die Mechanismen, nach denen sich die Preise für Aktien, Devisen oder Rohstoffe an den internationalen Märkten bilden. Sein wichtigstes Ergebnis:

Die Kurse schwanken mit großen Ausschlägen um ihre - realwirtschaftlich begründeten - "Fundamentalwerte", erreichen diese aber nie dauerhaft. Diese Beobachtung steht im Gegensatz zu den Annahmen der ökonomischen Theorie, die davon ausgeht, dass Marktpreise sich wie ein Pendel oder Mobile verhalten, also mit immer kleiner werdenden Ausschlägen auf ihr Gleichgewicht zusteuern.
Schulmeister stützt seine These auf Analysen historischer Kursdaten von unterschiedlichen Märkten. Das Phänomen ständig über- und unterschießender Kurse zeigt sich sowohl bei Aktien als auch bei Wechselkursen und Rohstoffpreisen.

Eine Erklärung sieht der Wirtschaftsforscher im Verhalten der Mehrheit der Börsenhändler: Kurzfristig orientierte Trader legen ihren Kauf- und Verkaufsentscheidungen keine Fundamentalanalysen zur Bestimmung wirtschaftlich gerechtfertigter Kursniveaus zugrunde, sondern achten nur darauf, ob sich Kurse tendenziell nach oben oder unten bewegen. Dieses "trending" destabilisiere die Kurse permanent, statt sie in Richtung Gleichgewicht zu bewegen.

Die "manisch-depressiven Schwankungen" der Wechselkurse, Aktien- und Rohstoffpreise führen regelmäßig zu starken Finanz-Turbulenzen. Und letztere sind Schulmeister zufolge "wichtige Ursachen für Rezessionen".

Stephan Schulmeister: Die manisch-depressiven Schwankungen auf den Finanzmärkten - Was macht die "unsichtbare Hand"?, in: WSI-Mitteilungen 12/2007

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