Forschungsprojekt: Der Einfluss von Blockketten auf Arbeit und Organisationen

Projektziel

Wie wirkt es sich aus, wenn eine Technologie mit dem Anspruch auftritt, etablierte Mechanismen der Vertrauensbildung obsolet zu machen? Im Projekt untersuchten wir die Veränderung von Arbeit und Organisation im Kontext der Blockchain-Technologie: Sie soll zu einem Mehr an demokratischer Partizipation im Arbeitsalltag beitragen, birgt jedoch Risiken wie eine Zunahme prekärer Arbeitsverhältnisse.

Veröffentlichungen

Klüh, Ulrich, Moritz Hütten und Sonja Kleinod, 2022. Blockchains und die Zukunft von Arbeit und Organisation. Technologische Mythen als Elemente eines umfassenden Wissensmanagements im digitalen Wandel, Working Paper Forschungsförderung 245, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 66 Seiten.

Campbell-Verduyn, Malcolm und Moritz Hütten, 2022. Governing Techno-Futures: OECD Anticipation of Automation and the Multiplication of Managerialism, Global Society, 36(2), S. 240-260.

Sturn, Richard und Ulrich Klüh (Hrsg.), 2020. Blockchained?. Digitalisierung und Wirtschafts-Politik, Jahrbuch Normative und institutionelle Grundfragen der Ökonomik 18, Marburg: Metropolis-Verlag, 284 Seiten.

Hütten, Moritz, 2020. Activism made durable?. Blockchains and the limits of technology-centered activism, In: Sturn, Richard; Klüh, Ulrich (Hrsg.), Blockchained? Digitalisierung und Wirtschafts-Politik, Weimar (Lahn): Metropolis-Verlag, S. 77-92.

Klüh, Ulrich und Richard Sturn, 2020. Einführende Anmerkungen zur Wirtschafts-Politik der Digitalisierung, In: Sturn, Richard; Klüh, Ulrich (Hrsg.), Blockchained? Digitalisierung und Wirtschafts-Politik, Weimar (Lahn): Metropolis-Verlag, S. 7-27.

Hütten, Moritz, 2020. Blockchain und Arbeit – Gesprengte Ketten oder Smart Work Order?, In: machtmenschmaschine (Podcast), 17.12.2020, [online] https://www.blockchain-nachhaltig.de/machtmenschmaschine/mmm-06-blockchain-und-arbeit/, zuletzt abgerufen am 21.12.2020, Darmstadt.

Hütten, Moritz, 2019. The soft spot of hard code. blockchain technology, network governance and pitfalls of technological utopianism, Global Networks, 19, S. 329-348.

Campbell-Verduyn, Malcolm und Moritz Hütten, 2019. Beyond scandal?. Blockchain technologies and the fragile legitimacy of post-2008 finance, Finance and Society, 5(2), S. 126-144.

Klüh, Ulrich und Andreas Kaltwasser, 2019. Der Fluch der Sachzwänge. Notizen zur Relevanz politischer Alternativen in der digitalen und ökologischen Transformation, In: Sturn, Richard; Hirschbrunn, Katharina; Klüh, Ulrich (Hrsg.), Kapitalismus und Freiheit, Marburg: Metropolis-Verlag, S. 247-271.

Campbell-Verduyn, Malcolm, Moritz Hütten und Daivi Rodima-Taylor, . Blockchains, Legitimacy and Digital Financial Inclusion. De-Risking by Re-Risking in the Eastern Caribbean and Eastern Europe, Blockchain Research Network, 18.12.2019S. 1.

Weitere Informationen

Blockchains, Legitimacy and Digital Financial Inclusion: De-Risking by Re-Risking in the Eastern Car
https://www.blockchainresearchnetwork.org/blockchains-legitimacy-and-digital-financial-inclusion/

mmm 06: Blockchain und Arbeit – Gesprengte Ketten oder Smart Work Order?
https://www.blockchain-nachhaltig.de/machtmenschmaschine/mmm-06-blockchain-und-arbeit/

Der Einfluss von Blockchain auf Arbeit und Organisation
https://znwu.de/projekte/der-einfluss-von-blockketten-auf-arbeit-und-organisation/

Projektbeschreibung

Kontext

Blockchains haben sich von einem Nischenthema zu einem vielversprechenden Technologietrend entwickelt. Ihr disruptives Potenzial entfalten Blockchains hauptsächlich durch den Wegfall von zentralen, beglaubigenden Instanzen, die sich auf das Vertrauen der teilnehmenden Individuen stützen. Neue Formen hierarchiearmer Kooperation sowie gleichberechtigter Organisation von Entscheidungs- und Entwicklungsprozessen werden gefördert. Die individuelle Verwirklichung in Netzwerkarchitekturen erhebt den Anspruch an die Stelle erstarrter Organisationsformen treten zu können. Zukünftig sollen Blockchains nicht nur beim digitalen Zahlungsverkehr zum Einsatz kommen, sondern auch zur Verwaltung von Vertragsabschlüssen, Verwaltungsdaten, oder Wahlinformationen. Darum galt es zu klären, ob die Blockchain den hochgesteckten Erwartungen, die derzeit an sie gestellt werden, gerecht werden kann und welche der angekündigten Veränderungen wirklich den organisationalen Alltag betreffen.

Fragestellung

Chancen und Risiken der Blockchain für die Zukunft der Organisations- und Arbeitswelt waren noch wenig erforscht. Im Rahmen des Forschungsprojekts sollten daher folgende Fragen beantwortet werden:

1. Welche Chancen und Risiken der Digitalisierung für die Zukunft von Arbeit und Organisation lassen sich am Fallbeispiel der Blockchaintechnologie identifizieren und thematisieren?

2. Welche Akteur*innen und Wissensformen werden von dieser Entwicklung gestärkt? Wer sind die Verlierer*innen dieser Entwicklung?

3. Wie profitieren bestimmte Akteur*innen von dieser Entwicklung, wie werden andere ausgeschlossen?

4. Wie werden Fragen der Verantwortung und Verantwortlichkeit in solchen dezentralen Strukturen ausgehandelt?

Untersuchungsmethoden

Die Datenerhebung fand vorrangig durch semi-strukturierte Interviews mit Akteur*innen in Organisationen, die die Blockchain-Technologie anwenden, statt. Relevante Dokumente und Artikel sowie das Interviewmaterial wurden mit einem Grounded-Theory-Ansatz ausgewertet. Um die Akteurstypen, die bei der Entwicklung und Verbreitung der Blockchain-Technologie eine Rolle spielen, zu erfassen, haben wir an zahlreichen Veranstaltungen zu Blockchains teilgenommen, sowie selbst einen Workshop organisiert. Dabei wurden mit den Praxispartner*innen Facetten der Digitalisierung aufgearbeitet sowie Konflikte und Kooperationspotenziale ausgeleuchtet. Insbesondere im Hinblick auf die theoretische Auswertung des empirischen Materials war das Projekt transdisziplinär ausgerichtet. Es wurden ökonomische und sozialwissenschaftliche Ansätze der Organisationsforschung eingesetzt, um die Befunde aus den Interviews zu theoretisieren sowie Erkenntnisse über das Zusammenspiel von Organisationen und Digitalisierung.

Darstellung der Ergebnisse

Blockchains haben sich in unserer Forschung als hochambivalent erwiesen. Wir konnten nicht feststellen, dass die großen Demokratisierungsversprechen eingelöst werden konnten. Solche Ansprüche sind in den Narrativen von Menschen, die mit Blockchains arbeiten, zwar dauerpräsent, faktisch bevorzugen die Beteiligten individualisierte Gestaltungsspielräume, die sie sich über die Technologie erschließen. Dadurch werden vereinzelt neue Räume der Mitgestaltung erschlossen, jedoch kaum demokratische Räume der Mitbestimmung. Mitgestaltungsräume für eine beschränkte Zahl von Akteur*innen finden sich beispielsweise in den Innovationslaboren etablierter Unternehmen. In Bereichen wie der Start-Up-Szene ergibt sich ein höchst ambivalentes Bild. Dort lassen sich durchaus Momente der Selbstverwirklichung feststellen, aber auch der Prekarisierung. In Bezug auf die Technologie direkt hat sich gezeigt, dass ihre Potenziale überschätzt werden und Anwendungen in der Praxis weiterhin selten sind. Dennoch kommen wir zu dem Schluss, dass Mitbestimmungsakteur*innen Blockchains nicht gänzlich ignorieren können, weil die sie umgebenden Narrative und Mythen reale organisationale Veränderungen anstoßen können.

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