Forschungsprojekt: Konkurrent und Komplementär

Das Verhältnis betrieblicher Mitbestimmung und neuer Partizipationsplattformen

Projektziel

Vor dem Hintergrund der Digitalisierung führen zahlreiche Unternehmen digitale Plattformen ein, welche die Beschäftigtenpartizipation im Allgemeinen und die institutionalisierte Mitbestimmung stärken sowie eine Kultur der Teilhabe ermöglichen sollen (sog. Enterprise Social Software). Inwieweit konkurrieren ESS mit der herkömmlichen Mitbestimmung und wie weit können sie diese ergänzen?

Veröffentlichungen

Ogolla, Shirley, Miriam Klöpper, Hendrik Send, Tim Straub, Vivien Hard und Joram Grünenberg, 2020. Digitale Partizipationsplattformen und betriebliche Mitbestimmung. Eine empirische Analyse des Einsatzes von Enterprise Social Software (ESS) in der betrieblichen Praxis, Study 443, Düsseldorf: Hans-Böckler-Stiftung, 84 Seiten.

Ogolla, Shirley, 2018. Partizipation auf Plattformen gestalten. Symposium am CAIS, In: 09.05.2018, [online] https://www.youtube.com/watch?v=nxXGaEpXl7s, zuletzt abgerufen am 30.01.2020, Bochum.

Ogolla, Shirley und Thomas Wagenknecht, 2018. Surviving Social Media In The Workplace: A Kit, In: 03.05.2018, [online] https://www.youtube.com/watch?v=DdvIG73sFdI&t=1s, zuletzt abgerufen am 30.01.2020, Berlin.

Ogolla, Shirley, 2018. Slack & Co. – digitale Partizipation im Unternehmen. Shirley Ogolla | Meet the HIIGsters, In: 10.07.2018, [online] https://www.youtube.com/watch?v=BLwIc2N3KTs, zuletzt abgerufen am 30.01.2020, Berlin.

Send, Hendrik und Christopher Olk, 2018. Emojis oder Empowerment: Anspruch und Realität von Slack und Co, t3n digital pioneers, 2018, S. 1-2.

Ogolla, Shirley, 2018. Employee Empowerment or workers’ control?. The use case of Enterprise Social Networks, Connected Life Conference, 2018, S. 1-2.

Jensen, Annette, 2018. Kollaborations-Tools: Umstrittene Helfer, Magazin Mitbestimmung, 10/2, S. 1.

Projektbeschreibung

Kontext

Vor dem Hintergrund von Globalisierung, Dezentralisierung, neuen Produktionssystemen und Digitalisierung ist dies Teil einer wachsenden Bedeutung betriebsspezifischer Organisationskulturen und heterogener betrieblichen Partizipationspraktiken. Gerade im Kontext von wissensintensiven Unternehmen wird partizipative Entscheidungsfindung hinsichtlich ihrer Reichweite und Wirkungsmächtigkeit schon seit den 1990ern als Konkurrenz oder Komplementär zur betrieblichen Mitbestimmung diskutiert. Dank fortgeschrittener Software haben digitale Partizipationsplattformen nun das Potential in weitere Partizipationsprozesse hineinzuwirken, die bislang der Betriebsrat organisiert hat.

Fragestellung

In dem Forschungsprojekt haben wir untersucht, inwiefern sogenannte Enterprise Social Software (ESS) in der internen Kommunikation den Betriebsrat bezüglich der betrieblichen Mitbestimmung positiv ergänzen oder behindern können. Die zentrale Forschungsfrage der Studie lautet: Welche Chancen und Herausforderungen bieten ESS für die Partizipation im Unternehmen und welche Handlungsoptionen entstehen für Betriebsräte?

Untersuchungsmethoden

Nach einer strukturierten Literaturanalyse und eine ESS-Marktanalyse, haben wir zu Beginn Fokusgruppen nach der Rolle von ESS im Kontext von Praktiken der Teilhabe und den daraus resultierenden Implikationen für den gesellschaftspolitischen Kontext befragt. Im Rahmen von einer vertiefenden Fallstudie haben wir im Anschluss den Einsatz von ESS-Systemen im Betrieb untersucht. Anschließend haben wir Betriebsrät*innen im Rahmen einer Gruppendiskussion zu ihren Perspektiven für die Anwendung von ESS für die Mitbestimmungen befragt und die damit verbundenen Herausforderungen für die Akteur*innen in Expert*innen-Interviews skizziert.

Darstellung der Ergebnisse

Unsere Studie hat gezeigt, dass für einige der Befragten ESS keine Konkurrenz für Mitarbeitervertretung darstellt sondern auf einer technisch-kommunikativen Ebene ein Werkzeug für die Informationsverarbeitung ist. Wir haben dabei eindeutig Möglichkeiten zur Nutzung von ESS auch im Interesse von Mitarbeitervertretung und Mitbestimmung gefunden. Die Analyse von ESS aus einer Machtperspektive auf Informationszugriff und -verarbeitung zeigt darüber hinaus, dass ESS das Potential haben, verstärkende Effekte für vorhandene Machtstrukturen zu erzeugen. Für Betriebsrät*innen gilt es, den Bedeutungszuwachs der Mitbestimmung im Kontext von ESS zu erkennen. Einerseits gilt es ESS bei ihrer Einführung im Interesse der Belegschaft zu bewerten, andererseits sich diese für die eigenen Prozesse anzueignen. Die Nutzung von ESS als Ergänzung zur analogen Mitbestimmungsarbeit, wäre laut Interviewpartner*innen zielführend, um z.B. einem generellen Imageverlust, vor allem bei den jüngeren Generationen der Beschäftigten, entgegenzuwirken.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Hendrik Send
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG)
hendrik.send@hiig.de

Bearbeitung

Shirley Ogolla
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG)
shirley.ogolla@hiig.de

Dr. Nico Roedder
FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Ins Stiftung des bürgerlichen Rechts
Information Management & Analytics
roedder@fzi.de

Dr. Tim Straub
FZI Forschungszentrum Informatik am Karlsruher Ins Stiftung des bürgerlichen Rechts
straub@fzi.de

Miriam Kloepper
FZI Forschungszentrum Informatik Außenstelle Berlin
kloepper@fzi.de

Christopher Olk
Alexander von Humboldt Institut für Internet und Gesellschaft (HIIG)
christopher.olk@hiig.de

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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