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HBS Böckler Impuls

Gender: West-Müttern bleibt oft nur Teilzeit

Ausgabe 03/2013

Fast die Hälfte aller erwerbstätigen Frauen arbeitet in Teilzeit, aber nur 8,1 Prozent der Männer. Die Betreuung von Kindern ist ein wichtiger Grund dafür – besonders in Westdeutschland.

In Deutschland sind immer mehr Frauen berufstätig. Zwischen 1991 und 2010 stieg ihre Erwerbstätigenquote von 57 auf 66 Prozent. Im gleichen Zeitraum nahm die Quote der Männer leicht ab, von 78,4 auf 75,9 Prozent. Doch trotz steigender Erwerbstätigkeit der Frauen ist ihre berufliche Gleichstellung kaum vorangekommen. Große geschlechtsspezifische Lücken bestehen zum Beispiel bei der Arbeitszeit; hier werden die Unterschiede sogar größer. Das zeigen neue Auswertungen des WSI GenderDatenPortals. In Ostdeutschland arbeiten 35,1 Prozent der weiblichen Erwerbstätigen in Teilzeit, im Westen sogar 50,7 Prozent. Im europäischen Vergleich ist das ein sehr hoher Wert. Die Teilzeitquote der Männer ist im Osten wie im Westen viel niedriger: Bei ihnen haben 10,6 beziehungsweise 7,5 Prozent keine volle Stelle.

Kinder beeinflussen die Erwerbsbeteiligung beider Geschlechter – wenn auch in unterschiedlicher Richtung, so die WSI-Analyse. Bei den erwerbstätigen Frauen ohne minderjährige Kinder arbeitet nur jede Dritte in Teilzeit, bei den Müttern sind es mehr als zwei Drittel. Jeder 10. Mann ohne Kinder übt einen Teilzeitjob aus, aber nur jeder 20. Vater. Auch bei den Müttern bestehen weiterhin große Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland: Drei Viertel der erwerbstätigen West-Mütter arbeiten in Teilzeit, im Osten ist es mit 46 Prozent nicht einmal die Hälfte.

Grundlage des WSI GenderDatenPortals sind die jüngsten Ergebnisse des Mikrozensus, einer repräsentativen Haushaltsbefragung. Hier zeigt sich ebenfalls: Familienpflichten – das kann auch die Pflege von Angehörigen sein – nennen Frauen weitaus häufiger als Grund für einen Teilzeitjob. Für die Hälfte der weiblichen Erwerbstätigen und sogar mehr als drei Viertel der Mütter sind familiäre Verpflichtungen ausschlaggebend. Dagegen arbeiten zwei Fünftel aller Väter mit Teilzeitstellen nur deshalb weniger Stunden, weil sie keine Vollzeittätigkeit finden. Familiäre Aufgaben gaben lediglich 23,4 Prozent der wenigen Teilzeitväter als Grund an.

„Spätestens beim Eintritt ins Rentenalter wirkt es sich besonders für Mütter negativ aus, dass ihnen aufgrund der Teilzeitarbeit oft keine existenzsichernde Altersvorsorge möglich ist“, kommentiert WSI-Projektleiterin Christina Klenner die Ergebnisse. „Deshalb ist es dringend nötig, die Anreize zu beseitigen, die Frauen in Minijobs drängen. Gebraucht werden existenzsichernde Teilzeitarbeit und kurze Vollzeit.“

  • Kinder beeinflussen die Erwerbsbeteiligung beider Geschlechter: Bei Frauen verdoppelt sich die Teilzeitquote auf mehr als zwei Drittel, bei Männern halbiert sie sich auf gut fünf Prozent. Zur Grafik

WSI GenderDatenPortal:

Grafikblätter 18 „Mütter arbeiten Teilzeit, Väter Vollzeit“ und

19 „Kinder erfordern oft Teilzeitarbeit der Mütter“, Aktualisierung im Februar 2013

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