zurück
HBS Böckler Impuls

Arbeitsmarkt: Jeder zweite neue Job befristet

Ausgabe 05/2012

Die Zahl der befristeten Jobs ist über das vergangene Jahrzehnt deutlich gestiegen. In einigen Branchen bekommen zwei von drei neu Eingestellten nur einen Vertrag auf Zeit.

Im Jahr 2001 gab es in Deutschland rund 1,7 Millionen befristete Arbeitsverträge. Seitdem ist die Zahl fast kontinuierlich gewachsen – auf 2,7 Millionen 2011. Das zeigen Auswertungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Im vergangenen Jahr waren damit 9,5 Prozent aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse zeitlich begrenzt, ermittelte IAB-Forscher Christian Hohendanner auf Basis des IAB-Betriebspanels. Zehn Jahre zuvor lag die Quote erst bei 6,1 Prozent.

Noch weitaus höher ist der Anteil der Befristungen bei Arbeitnehmern, die einen neuen Job antreten: Von den 2011 neu Eingestellten erhielten 45 Prozent nur einen Vertrag auf Zeit. Das war zwar ein Prozentpunkt weniger als 2010, aber 13 Prozentpunkte mehr als 2001. Besonders verbreitet sind befristete Neueinstellungen im Gesundheits- und Sozialwesen, im öffentlichen Dienst, in gemeinnützigen Organisationen und im Bildungs- und Wissenschaftsbereich: Dort liegen die Quoten zwischen 58 und 68 Prozent.

Hohendanner nennt dafür zwei Gründe: Erstens arbeiten in diesen Branchen viele Frauen. Daher sei der Bedarf an befristeten Vertretungen bei Schwangerschaft und Erziehungszeit höher. Zweitens sei es in diesen Bereichen üblich, Stellen über Projekt- oder Haushaltsmittel zu finanzieren, die nur für begrenzte Zeiträume vergeben werden. Dementsprechend sei dort auch die Übernahmequote der befristet Beschäftigten traditionell niedriger als beispielsweise in der Industrie. Im längerfristigen Durchschnitt aller Branchen werde ungefähr jeder zweite zunächst befristet Beschäftigte in eine feste Anstellung übernommen, so das IAB. Dabei zeigen sich deutliche Einflüsse der Konjunktur: So lag die Übernahmequote im ersten Halbjahr 2011 bei 56 Prozent. Im Krisenjahr 2009 hatten dagegen nur 45 Prozent der befristet Beschäftigten später einen dauerhaften Job bekommen.

  • Die Zahl der befristeten Arbeitsverhältnisse ist zwischen 2001 und 2011 stark gestiegen – von 1,7 Millionen auf 2,7 Millionen. Beinahe jeder zweite neue Job ist zeitlich begrenzt. Zur Grafik

Christian Hohendanner: Antwort auf eine parlamentarische Anfrage aus der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen;

derselbe: Unsichere Zeiten, unsichere Verträge? IAB-Kurzbericht 14/2010

IAB Aktuell vom 23.2. 2012

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen