Projektbeschreibung
Kontext
Eine Berufsausbildung in der Gebäudereinigung ist vor allem bei Reinigungskräften in der täglichen Unterhaltsreinigung die Ausnahme. Unfreiwillige kleine Teilzeit und Minijobs sind zudem verbreitet, wie auch unattraktive Arbeitszeiten am Rande des Tages und geteilte Dienste. Ausgelagert in Fremdfirmen arbeiten die Reinigungskräfte quasi „unsichtbar“ früh morgens oder abends außerhalb der Betriebszeiten. Diese gängige Praxis bedeutet für Unternehmen der Branche erheblichen Aufwand für die Personalsuche. Die Tagesreinigung, die Unterhaltsreinigung im laufenden Betrieb ermöglicht hingegen attraktivere, familienfreundliche Arbeitszeiten sowie mehr tägliche, zusammenhängende Arbeitsstunden und damit höhere Einkommen. Reinigungskräfte müssen jedoch für die besonderen Anforderungen der Tagesreinigung geschult werden, um psychischem Stress durch Überforderung vorzubeugen und sie für die gekonnte Kundenkommunikation und selbstständige Arbeitsorganisation adäquat vorzubereiten.
Fragestellung
Im Projekt „Weiterbildungsbedarf von Reinigungskräften für die Tagesreinigung“ wird das Anforderungsprofil für Reinigungskräfte in der Tagesreinigung und der entsprechende Weiterbildungsbedarf mit einer Befragung der Reinigungskräfte und betrieblicher Akteure ermittelt. Leitende Fragestellung ist: Inwieweit stellt die Tagesreinigung erhöhte Anforderungen an Reinigungskräfte und welche sind das? Im Blickfeld stehen Themenfelder wie Kundenkommunikation, eigenständige Arbeitsorganisation und Sprachkenntnisse.
Untersuchungsmethoden
Im Projekt erfolgt eine Recherche zum Anforderungsprofil für Reinigungskräfte/Objektleitungen bei der Umsetzung von Tagesreinigung. Einbezogen werden Erkenntnisse aus der betrieblichen Praxis zur Tagesreinigung und aus entsprechenden Modellprojekten vor dem Hintergrund der herkömmlichen betrieblichen Praxis, der Ausbildungspraxis und dem Angebot an Schulungen und Weiterbildungen für die Gebäudereinigung. Abgedeckt werden Themenfelder wie Kundenkommunikation und selbstständige Arbeitsorganisation, kommunikative Kompetenz und Sprachkenntnisse sowie Methodenkompetenz. Anschließend werden leitfadengestützte Interviews mit Reinigungskräften, Objektleiter: innen / Vorarbeiter:innen, Betriebsräten, Personalverantwortlichen, mit der IG BAU sowie der Berliner Gebäudereiniger-Innung durchgeführt.
Schließlich wird ein Abschlussbericht erstellt und die Projektergebnisse in einem Online-Fachdialog öffentlich präsentiert.
Darstellung der Ergebnisse
In der täglichen Unterhaltsreinigung arbeiten Reinigungskräfte meist ungelernt und überwiegend allein. Vor allem Frauen mit Migrationsgeschichte sind am Tagesrand im Minijob oder kleiner Teilzeit beschäftigt. Tagesreinigung während der Betriebszeiten der Objekte ermöglicht familienfreundliche Arbeitszeiten, die die sozial-betriebliche Integration fördern. Sie stellt aus Sicht der Reinigungskräfte v. a. mit der erforderlichen Interaktionsarbeit neue Anforderungen: professionelle Arbeitsbeziehungen mit den Kund:innen, Abgrenzung von nicht vertragsgemäßen Kundenwünschen, u. U. Umgang mit Herabsetzung oder Diskriminierung, Unternehmensrepräsentation und das Erkennen neuer Auftragschancen, Kenntnisse von Betriebswelten (Schulen, Büros, Arztpraxen etc.). Unternehmen müssen die psychische Belastung über Gefährdungsbeurteilungen ermitteln und verringern und ihre Reinigungskräfte schulen. Der wirtschaftliche Wert von Berufserfahrungen und Qualifikationen, insbesondere von Sozialkompetenzen, ist Reinigungskräften selten bewusst, das gilt z. T. auch für Betriebräte, die den Weiterbildungsbedarf für die Tagesreinigung ermitteln und entsprechende Maßnahmen im Betrieb initiieren können.