Forschungsprojekt: Die Wahl zwischen Zeit und Geld

Neue Flexibilität für eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatem?

Projektziel

Tarifliche Regelungen in einigen Branchen geben Beschäftigten jedes Jahr die Wahl zwischen der Erhöhung ihres Entgelts und der Transformation der Entgelterhöhung in freie Zeit. Warum wählen einige Beschäftigte mehr Geld, andere mehr Zeit und was sind die Konsequenzen? Welche Rolle spielen betriebliche und familiäre Bedingungen?

Projektbeschreibung

Kontext

Gesellschaftlich ist der Wunsch nach einer flexibleren Anpassung des Arbeitslebens an das Privatleben stark gestiegen, u.a. aufgrund der Zunahme von Zweiverdiener-Haushalten. Dies spiegelt sich in arbeitsmarktpolitischen Entwicklungen wieder, wie der Einführung des Elterngeld Plus und der Brückenteilzeit. Auch Gewerkschaften haben den Wunsch der Beschäftigten nach mehr Flexibilität aufgegriffen. Mehrere Gewerkschaften haben in vergangenen Tarifverhandlungen Regelungen durchgesetzt, die den Arbeitnehmer:innen mehr Mitbestimmung in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit einräumen, indem sie jährlich zwischen einer Entgelterhöhung oder der Transformation dieser Erhöhung in freie Zeit wählen können. Diese Wahloption bietet neue Möglichkeiten eine gute Work-Life Balance zu erzielen. Unklar ist jedoch, wer sich wann und warum für mehr Zeit anstelle von mehr Geld entscheidet und welche Konsequenzen sich hieraus für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie für Karrierechancen ergeben.

Fragestellung

In einem ersten Schritt wird nach den individuellen Motivationen der Beschäftigten für die Wahl zwischen einer Entgelterhöhung oder mehr Zeit gefragt sowie nach den Konsequenzen der Wahlentscheidung für Konflikte zwischen Beruf und Privatem, Zufriedenheit mit der beruflichen und familiären Situation und wahrgenommenen Karriereaussichten. In einem zweiten Schritt fragen wir gezielt nach der Bedeutung des Haushalts- und Betriebskontextes sowohl für die getroffene Wahl als auch den Konsequenzen: Inwiefern schränken Geschlechterarrangements in Partnerschaften und Rollenbilder die Wahlfreiheit von Männern und Frauen ein zwischen Zeit oder Geld zu wählen? Inwiefern bedingen sie die damit verbundenen wahrgenommenen Konsequenzen? Und inwiefern prägen betriebliche Merkmale, wie betriebliche Arbeitszeitnormen und Personalpolitiken, die Wahlentscheidung und ihre Konsequenzen?

Untersuchungsmethoden

Im Rahmen des Projektes wird ein Linked-Employer-Employee Datensatz erstellt, für den einerseits gezielt Betriebe befragt werden die ihren Beschäftigten die Wahloption zwischen einem Lohnzuwachs und mehr freier Zeit geben sowie andererseits die in diesen Betrieben tätigen Beschäftigten. Diese Datenstruktur ermöglicht, unter Verwendung von Mehrebenenanalysen, den Einfluss des betrieblichen Kontexts auf die individuellen Wahlentscheidungen und ihre Konsequenzen zu modellieren.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Anja Abendroth
Universität Bielefeld

Dana Müller
IAB Bayern / Bundesagentur für Arbeit Regionaldirektion Bayern
Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung

Kontakt

Dr. Eike Windscheid-Profeta
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung

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