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Systemrelevant Podcast: Wie wirken sich die Entlastungspakete auf die Kaufkraft aus?

IMK-Direktor Sebastian Dullien erläutert die Belastungshöhe der Haushalte durch die Inflation und die Entlastung der Haushalte durch die Bundesregierung.

[02.06.2023]

Trotz staatlicher Entlastungsmaßnahmen haben die meisten Haushalte in Deutschland aufgrund der hohen Inflation im letzten und in diesem Jahr erhebliche Einbußen bei der Kaufkraft erlitten. Sebastian Dullien spricht mit Marco Herack über die unterschiedlichen Auswirkungen der Entlastungspakete auf unterschiedliche Haushaltstypen.

Das IMK hat in einer neuen Studie die Entwicklung der Einkommen zwischen 2021 und 2023 in dreizehn Haushaltsgruppen, in denen mindestens eine Person erwerbstätig ist, untersucht. Die Haushalte unterscheiden sich nach Personenzahl, Zahl der Erwerbstätigen sowie Einkommen und reichen von einer alleinlebenden Person mit Niedrigverdienst bis zur vierköpfigen Familie mit Doppelverdienst und sehr hohem Einkommen. Anhand von Modellrechnungen zeigt das IMK zudem beispielhaft, wie sich Inflationsausgleichsprämien in unterschiedlicher Höhe auswirken.

Die steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleichsprämien erwiesen sich als wirksam, um die Kaufkraftverlust zu begrenzen. Doch der Inflationsschock, so Dullien, sei so groß gewesen, dass die Kaufkraftlücken nicht vollständig ausgeglichen werden konnten. Haushalte spüren einen Kaufkraftverlust von etwa zwei bis drei Prozent des Nettoeinkommens. Die Inflationsausgleichsprämie kann dazu beitragen, diesen Verlust zu begrenzen. Beispielrechnungen zeigen, dass die Prämie den Kaufkraftverlust erheblich reduzieren und in einigen Fällen sogar vollständig ausgleichen kann. Dabei ist es wichtig, dass dies ohne zusätzliche Kostenbelastung für Unternehmen geschieht, um den Inflationsdruck zu begrenzen.

Es ist wichtig auch in Zukunft Maßnahmen zu ergreifen, um die Kaufkraft der Haushalte langfristig zu stärken. Welche Rolle dabei die Gaspreis- und Strompreisbremse spielen, erläutert Dullien im Verlauf der Folge.

Dr. Irene Becker hat in ihrer von der Hans-Böckler-Stiftung geförderten Studie ein angemessen hohes soziokulturelles Existenzminimum berechnet und festgestellt, dass das Niveau der Kindergrundsicherung je nach Alter der Kinder um 6 bis 30 Prozent höher sein müsste als nach der gesetzlichen Bedarfsermittlung.

Beckers Reformvorschlag sieht vor, die Konsumausgaben der gesellschaftlichen Mitte als Bezugspunkt zu nehmen. So wäre es nach Analyse der Armutsexpertin etwa plausibel, soziokulturelle Teilhabe als gerade noch gegeben zu definieren, wenn Haushalte bei den Ausgaben für Grundbedürfnisse wie Ernährung, Bekleidung und Wohnen nicht mehr als 25 Prozent und bei sonstigen Bedürfnissen nicht mehr als 40 Prozent von der Mitte nach unten abweichen. Damit lebt die Referenzgruppe zwar deutlich unter der gesellschaftlichen Mitte, hätte aber noch mehr Teilhabemöglichkeiten als bei der bisherigen Berechnung, die den Kindern und damit letztlich der gesamten Gesellschaft schadet.

Moderation: Marco Herack

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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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