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Magazin Mitbestimmung

Von KAY MEINERS: Ratgeber: Alles was Recht ist

Ausgabe 02/2018

Rezension Bei Ullstein ist ein unterhaltsames Lesebuch erschienen, das eine Menge arbeitsrechtlicher Fragen im  Schweinsgalopp behandelt.

Von KAY MEINERS

Mancher Leithammel wird den Titel dieses Buches als Provokation empfinden. Das Ullstein-Taschenbuch „Was Chefs nicht dürfen“ ist lockerer Lesestoff und ein arbeitsrechtliches  Kompendium zugleich. Darf der Chef E-Mails seiner Mitarbeiter lesen? Darf er eine Grippe-Schutzimpfung anweisen oder private Reisen in Krisengebiete untersagen? Solche Fragen behandeln der Rechtsanwalt Ulf Weigelt und die Journalistin Sabine Hockling. Beide Namen kennt man von Zeit Online.

Bücher wie dieses, die in Form von Fragenkatalogen, den Frequently Asked Questions (FAQs) geschrieben sind, laufen immer Gefahr, dass gerade die Frage, die einen brennend interessiert, im Katalog nicht dabei ist. Auch wenn man Glück hat und etwas Passendes findet, können die Antworten nicht so erschöpfend sein wie eine gezielte Recherche im Netz. Erst recht kann dieses Buch keine anwaltliche Konsultation ersetzen, die ganz auf den Einzelfall abgestellt ist.

Aber das soll es auch nicht; das Buch leistet etwas anderes: Wer sich ein, zwei Stunden Zeit nimmt, bekommt ein gutes Gespür für das Rechtsverhältnis von Vorgesetzen und Mitarbeitern. Indem die Autoren eine Reihe von Einzelfragen abarbeiten, entsteht ein Gesamtbild. Konkrete  Gerichtsentscheidungen mit Aktenzeichen nennen die Autoren nur selten.  Dafür weisen sie an zahlreichen Stellen auf die Möglichkeit hin, den Betriebsrat zu konsultieren, sofern es einen gibt – oder auf die Möglichkeit, Betriebsvereinbarungen abzuschließen.

Schwierige Themen wie die Frage, wann der Arbeitgeber das Tragen eines Kopftuches verbieten kann oder den Umgang mit Social Media, können nur angerissen werden. Und auch bei leichteren Themen neigen die Autoren zu pragmatischen Tipps – etwa für Betriebsfestmuffel. Die Teilnahme an betrieblichen Festen ist, wie sie richtig schreiben, rechtlich nicht erzwingbar. Aus sozialen Gründen empfehlen sie aber, auch bei Unlust hinzugehen und lieber nach einer Stunde unauffällig zu verschwinden.

Darin mag man eine anbiedernde Haltung erkennen – es ist aber eigentlich nur ein gesunder Pragmatismus. Auch diese Eigenschaft zeichnet einen guten Berater aus.

Foto: Karsten Schöne

Ulf Weigelt, Sabine Hockling: Was Chefs nicht dürfen (und was doch): Die wichtigsten Fragen und Irrtümer rund ums Arbeitsrecht. Ullstein-Taschenbuch 2017, 9,99 Euro

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