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Magazin Mitbestimmung

Porträt: Keine Extrawürste

Ausgabe 07+08/2013

Eingliederung als Erfolgsprinzip: Francescantonio Garippo, Betriebsrat bei VW Wolfsburg. Von Carmen Molitor

Quoten oder Sonderregelungen für Beschäftigte mit Migrationshintergrund? Das ist mit Francescantonio Garippo nicht zu machen. Er pocht auf gleiches Recht für alle. Mit dieser Philosophie habe er viel erreicht, sagt der in Italien geborene Betriebsrat: „Wir reden bei VW nicht mehr von Integration, sondern von Inklusion.“ Die etwas über fünf Prozent Frauen und Männer mit ausländischem Pass im Werk seien nicht mehr nur in der Produktion, sondern überall zu finden, bis hin zum Management. „Das ist ein Ergebnis jahrelanger Arbeit“, sagt der 56-Jährige.

Viel von dieser Arbeit hat Garippo selber geleistet. Als er neun Jahre alt war, kam seine Familie nach Deutschland, mit 18 fing er am Band bei VW in Wolfsburg an, seit 29 Jahren ist er im Betriebsrat. „Wir waren anfangs zwei Betriebsräte aus Italien, die sich um die Belange ausländischer Kollegen gekümmert haben. Wo es Ärger gab, haben wir Feuerwehr gespielt“, erzählt er. Diese Rolle war ihnen bald zu marginal: „Wir wollten volle Integration in die Betriebsratsarbeit und in die Ausschüsse.“

Garippos Politik war stets, dass die ausländischen Beschäftigten in allen Belangen gleichberechtigt behandelt werden. Aber er forderte umgekehrt auch, dass sie sich nicht abschotten. Als Mitglied im Wohnungsausschuss, wo er gemeinsam mit der Unternehmensleitung darüber entschied, wer welche Werkswohnung bekommt, pochte er darauf, dass pro Hauseingang mit vier bis acht Parteien nur eine ausländische Familie einziehen darf. Das hat ihm harte Diskussionen beschert. „Wir wollten nicht, dass sich Ghettos bilden“, erklärt Garippo, der inzwischen auch SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Wolfsburger Integrationsausschusses ist. Es hat funktioniert: „Wenn ich Ihnen heute zeigen soll, wo die ausländischen VW-Mitarbeiter in Wolfsburg wohnen, zeige ich Ihnen die ganze Stadt.“

Garippo will nicht, dass bei der Auswahl von Führungspersonal ein Migrationshintergrund eine Rolle spielt. Der Mensch und seine Leistung zählen, sonst nichts. „Ich habe nie angefangen, zu diskutieren, dass wir mal einen Italiener auf einer Position brauchen, weil wir bisher immer nur Deutsche dort hatten.“ Diskriminierung würde er „sofort unterbinden“, sagt Garippo. „Aber zum Glück sind wir über diese Schwelle hinweg.“

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