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Andy Reischl, 40, arbeitet als Servicekraft in Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn. Beschäftigt ist er beim Verpflegungsdienstleister Leinert Catering Gesellschaft, einem Subunternehmer. Magazin Mitbestimmung

Von PETER ROGGENTHIN: Ich verkaufe Snacks im Zug

Ausgabe 04/2017

Mein Arbeitsplatz Andy Reischl, 40, arbeitet seit über zwölf Jahren als Servicekraft in Nahverkehrszügen der Deutschen Bahn AG. Beschäftigt ist er beim Verpflegungsdienstleister Leinert Catering Gesellschaft, einem Subunternehmer. Er ist gelernter Speditionskaufmann.

Von PETER ROGGENTHIN

Ich versorge in Regionalzügen die Fahrgäste mit heißen und kalten Getränken und Snacks. Dabei gehe ich auf die Menschen zu und spreche sie an. Neben den Pendlern, die immer den gleichen Zug benutzen, habe ich verstärkt Gruppen von Junggesellen, die mit dem Zug ins Grüne fahren, um ihren „Abschied“ zu feiern. Das sind gute Kunden. Ebenso lukrativ sind Fahrten zu Kirchweihen oder wenn viele Fußballfans im Zug sind. Dann geht natürlich Bier besonders gut und da bleibt auch finanziell genug für mich hängen.

Seit Juni 2005 fahre ich mit den Zügen durch Bayern und es macht immer noch Spaß. Einmal vor ein paar Jahren, als wir von Buchlohe nach München fuhren, war im Zug der ehemalige Bundesfinanzminister Theo Weigl. Er bestellte ein stilles Wasser und hat dann viel Trinkgeld gegeben. Ja, Trinkgeld ist schon sehr wichtig. Meine Kollegen und ich bekommen ein Grundgehalt und wenn der Verkauf gut ist, eine Provision. Oft ist der Chef auch mit auf dem Zug, wenn jemand krank ist und ausfällt, springt er ein.

Heute bin ich um 9.40 Uhr zum Zug gegangen und werde so vier- bis fünfmal von meiner Heimatstation Nürnberg nach Bamberg fahren. Vorher muss ich meinen Wagen mit Waren bestücken und nachher wieder für den nächsten Tag. Einmal, 2007, bin ich nach Portugal an die Algave geflogen, ansonsten fahre ich gerne mit dem Zug in den Urlaub. Das ist mir lieber. Ich habe schon schöne Städtereisen nach Berlin oder Köln gemacht.

Richtig Ärger gab es noch nie. Problematisch ist, wenn die Gänge verstopft sind. Oft sind es auch die Fahrräder. Da ist einfach kein Durchkommen mehr. Dann sage ich zu den Leuten, sie sollen auf meinen Wagen aufpassen und ich gehe so durch und bediene die Menschen. Manchmal sind die Leute auch unfreundlich zu mir. Ich biete ihnen meine Sachen an und sie antworten einfach nichts.

Foto: Peter Roggenthin

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