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Q & A: Lohnt sich Arbeit zum Mindestlohn gegenüber Bürgergeld?

In den Sozialen Medien haben wir viele Fragen und Kommentare zu unserer neuen WSI-Studie erhalten. Die häufigsten haben wir auf dieser Seite beantwortet.

Fragen und Antworten zu 

Eric Seils: Lohnt sich Arbeit in Deutschland noch? WSI Policy Brief Nr. 90, August 2025.

Frage: Mehrere Hundert Euro Vorsprung durch Erwerbsarbeit, das klingt erstmal gut. Aber umgerechnet auf einen Stundenlohn sind es wenige Euro pro Arbeitsstunde mehr gegenüber dem Bürgergeld. Lohnt es sich da wirklich, zu arbeiten?

Hier ein paar Gedanken dazu: Mehr als sechs Millionen Menschen arbeiten zum Mindestlohn (laut Statistischem Bundesamt) und haben diese Frage so für sich entschieden. Dabei spielt sicher auch eine Rolle, dass die Bezahlung natürlich extrem wichtig ist, aber Arbeit für viele Menschen auch soziale Integration und Chancen eröffnet. Bürgergeldbezug hingegen ist nicht “stressfrei”, sondern bedeutet Leben am Existenzminimum - und man gibt ein Stück weit Selbstbestimmung ab.

Was aber stimmt: Wir müssen in Deutschland mehr tun für höhere Löhne. Der Mindestlohn muss auch in Zukunft regelmäßig weiter angehoben werden, und wir brauchen dringend wieder mehr Unternehmen, die nach Tarif bezahlen. Zudem muss für mehr bezahlbaren Wohnraum gesorgt werden. Auch zu diesen Themen forschen wir in der Hans-Böckler-Stiftung regelmäßig.

Frage: Sind Zusatzkosten und Zusatzleistungen in der Studie mitberücksichtigt?

Die Studie stellt Nettobeträge dar. Bei den Wohnkosten sind auch Nebenkosten (außer Strom, der aus dem Regelsatz gezahlt werden muss) berücksichtigt. Relevante Zusatzleistungen sind beim Vergleich auf beiden Seiten mit einberechnet, etwa Wohngeld oder Kinderzuschuss.  Leistungen für Bildung und Teilhabe, wie Zuschüsse zu Klassenfahrten oder Nachhilfe bekommen auch Menschen mit niedrigem Arbeitseinkommen, die Kinderzuschlag- oder Wohngeldberechtigt sind. Beim Thema Mobilität ist auch für Bürgergeldempfänger etwa das Deutschlandticket nicht gratis.

Auch hier gilt: Unabhängig von den Ergebnissen unseres Vergleichs können etwa Kosten für Kinderbetreuung viele Beschäftigte erheblich belasten. Kinderbetreuung muss weiter ausgebaut werden, sie muss verlässlich sein und die Kosten sollten sozial gestaffelt sein. Solche Angebote gibt es bereits heute, aber da ist noch viel Luft nach oben.

Frage: Was ist mit Schwarzarbeit, ist die berücksichtigt?

Das kann die Studie nicht berücksichtigen, weil es generell keine wirklich belastbaren Zahlen zu Schwarzarbeit gibt. Schwarzarbeit muss durch effektive Kontrollen besser verhindert werden. Genauso wie etwa Steuerhinterziehung.

Frage: Sind die in der Studie verwendeten Daten zur Miete wirklich aussagekräftig? Wenn man in unserer Stadt auf die Vermietungsportale schaut, wird da oft mehr verlangt.

Preise bei Neuvermietungen sind nicht repräsentativ für das gesamte Mietniveau einer Region.  Die Daten in der Studie sind hingegen repräsentativ, und es handelt sich um die neuesten, die verfügbar sind. Sie stammen von der Bundesagentur für Arbeit, die die Mieten bezahlt und den besten Einblick hat. In der Studie haben wir ausführlich erklärt, wie die zugrundeliegenden Mieten zustande kommen und gezeigt, dass sie repräsentativ sind.

Frage: Gibt es Fälle, in denen mehr Arbeit nicht zu mehr Einkommen führt?

In dem Einkommensbereich, den die Studie untersucht, gilt generell: Wer arbeitet, hat ein höheres Einkommen gegenüber dem Bürgergeld.

In Einkommensbereichen oberhalb des in der Studie betrachteten Einkommensbereichs kann es tatsächlich Konstellationen geben, in denen Mehrarbeit nicht für spürbar mehr Nettoeinkommen sorgt, etwa, weil im Gegenzug das Wohngeld deutlich abgeschmolzen wird. Das ist aber eine andere Diskussion und ein Problem, für das es keine einfache Lösung gibt, und es betrifft nicht die Fragestellung der Studie.

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