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HBS Böckler Impuls

Arbeitszeit: Weniger Stunden, weniger Stundenlohn

Ausgabe 02/2011

Wer eine Teilzeitstelle hat, bekommt meist weniger Geld je Stunde als Beschäftigte mit Vollzeitjob. Nur ein Teil der Verdienstlücke lässt sich durch Qualifikationsunterschiede erklären.

In Westdeutschland verdienen Frauen in Teilzeitbeschäftigung im Schnitt 2,50 Euro weniger pro Stunde als Arbeitnehmerinnen mit voller Stelle. Bei den vergleichsweise wenigen Männern, die hier mit reduzierter Stundenzahl arbeiten, ist der durchschnittliche Lohnabschlag sogar doppelt so groß. In Ostdeutschland sind die Differenzen geringer. Zu diesen Ergebnissen kommt Elke Wolf, Professorin für Volkswirtschaftslehre an der Hochschule München. Ihre Untersuchung fußt auf dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) 2007, einer repräsentativen Haushaltsbefragung.

Unabhängig von Ausbildung oder Berufserfahrung: Ein Lohnunterschied bleibt. Das Teilzeit- und Befristungsgesetz verbietet Lohnabschläge aufgrund kürzerer Arbeitszeiten. Dennoch existiert nach Wolfs SOEP-Auswertung zumindest in den alten Ländern eine erhebliche Lohnlücke. Um herauszufinden, wie sich die Differenzen erklären lassen, hat die Wissenschaftlerin eine Reihe von möglichen Einflussfaktoren in ihre Berechnungen einbezogen: Ausbildung, Berufserfahrung, Betriebszugehörigkeit, Branche und weitere Faktoren. Dabei zeigt sich beispielsweise, dass der Verdienstnachteil gegenüber Vollzeitbeschäftigten geringer ist, wenn Teilzeitkräfte bereits lange im Betrieb sind. Weiterhin wird deutlich, dass teilzeitbeschäftigte Männer, die die höchsten Fixkosten in Form von Einstellungs-, Einarbeitungs- und Weiterbildungskosten verursachen, mit den größten Lohneinbußen rechnen müssen. So sind die Abschläge bei Hochschulabsolventen etwa doppelt so hoch wie bei anderen Teilzeitbeschäftigten. Dennoch: Der größte Teil der Lohnlücke zwischen Voll- und Teilzeitbeschäftigten lässt sich nicht ohne weiteres erklären. Bei westdeutschen Frauen, der größten Gruppe mit Teilzeitjobs, bleibt ein Lohnunterschied von 11 Prozent. Die niedrigsten Teilzeit-Löhne finden sich bei Stellen mit Wochenarbeitszeiten bis 14 Stunden - oft Minijobs. Ein gutes Zehntel der Arbeitnehmerinnen im Westen kommt auf eine so geringe Stundenzahl.

Teilzeit auf dem Vormarsch: Etwa 70 Prozent der Arbeitnehmerinnen kommen laut Statistischem Bundesamt auf weniger als 35 Wochenstunden. Die Teilzeitquote der Männer beträgt dagegen lediglich knapp 6 Prozent. Die Werte lagen 15 Jahre zuvor noch bei 50 beziehungsweise 2 Prozent. 

  • Teilzeit ist im Schnitt schlechter bezahlt als Vollzeit. Am häufigsten haben Frauen in den alten Bundesländern Teilzeitstellen. Zur Grafik

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