zurück
HBS Böckler Impuls

Finanzinvestoren: Warnung vor riskanten Krediten

Ausgabe 15/2007

Die Private-Equity-Branche steckt derzeit in einer Krise, die sie selbst mit verursacht hat. Wissenschaftler empfehlen bessere Regeln, um die Beschäftigten der gekauften Firmen und den Finanzmarkt zu schützen.

Von kreditfinanzierten Firmenkäufen - Leveraged Buy-Outs (LBO) - gehen erhebliche Risiken für das Finanzsystem und die Gesamtwirtschaft aus. Darauf weist der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem aktuellen Finanzstabilitätsbericht hin. Die Experten des Währungsfonds halten die LBO-Praxis der Private-Equity-Branche für ähnlich schädlich wie die US-Hypotheken für Schuldner ohne Bonität. Sie kritisieren vor allem die freigiebige Kreditvergabe der Banken an Fonds. "Die Banken haben unter dem Wettbewerbsdruck immer risikoreicher Geld für Firmenkäufe verliehen", so Alexandra Krieger, Wirtschaftsexpertin der Hans-Böckler-Stiftung. Die Darlehenssummen für Unternehmenskäufe sind vor allem seit 2004 stark gestiegen - und mit ihnen das Risiko eines Kreditausfalls. Die britische Finanzaufsicht hat bereits im vergangenen Jahr prognostiziert: "Beim derzeitigen Niveau der Kredite und angesichts der aktuellen Entwicklung der Wirtschafts- und Kreditzyklen erscheint es unvermeidbar, dass bald ein großes von Private-Equity-Fonds kontrolliertes Unternehmen seine Schulden nicht zahlen kann."

Wenn Kredite günstig sind, kann es sich für die Investoren lohnen, große Beträge zu leihen und sie den gekauften Unternehmen aufzubürden. Die erzwungene Insolvenz einzelner Firmen kann dabei durchaus zum Kalkül gehören, wie der Ökonom Hans-Joachim Voth in einem Gutachten für die Hans-Böckler-Stiftung darlegt hat. Die gegenwärtige Finanzkrise erschwert zwar vorübergehend dieses Geschäft, doch die Private-Equity-Branche wird dadurch nicht verschwinden: Die beiden Professoren Gerald Spindler und Reinhard Schmidt erwarten vielmehr, dass sich Private Equity in Deutschland künftig noch stärker ausbreiten wird. Um Beschäftigte, Zulieferer, Staat und die Finanzmärkte zu schützen, empfehlen Spindler und Schmidt ebenso wie Voth gezielte Anpassungen des Gesellschafts- und Kapitalmarktrechts.

  • Private-Equity-Firmen kaufen andere Unternehmen großteils auf Pump. Zur Grafik

Financial Services Authority: Private Equity: a discussion of risk and regulatory engagement, Nov. 2006;

IWF-Finanzstabilitätsbericht 2007;

Hans-Joachim Voth: Transparenz und Fairness auf einem Einheitlichen Europäischen Kapitalmarkt, Gutachten für die Hans-Böckler-Stiftung 2007, download (pdf);

Gerald Spindler, Reinhard Schmidt: Notwendigkeiten und Möglichkeiten der Regulierung von Private Equity-Gesellschaften und Hedgefonds, Gutachten für die Hans-Böckler-Stiftung 2007, erscheint in Kürze.

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen