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HBS Böckler Impuls

Wirtschaftspolitik: Sparen kostet Wachstum

Ausgabe 19/2015

Sparmaßnahmen haben die Krise in der Eurozone massiv verschärft. Bis zu 80 Prozent der Einbußen beim Wirtschaftswachstum sind darauf zurückzuführen.

Die Austeritätspolitik der Euroländer ist maßgeblich für die schwache wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich. Das zeigen Simulationsrechnungen, die IMK-Forscher Ansgar Rannenberg, Christian Schoder von der New School for Social Research und Jan Strasky von der OECD mit makroökonomischen Modellen der Europäischen Zentralbank und der EU-Kommission durchgeführt haben. In den Modellen verringert die Sparpolitik das Bruttoinlandsprodukt zum einen direkt, weil die staatliche Nachfrage zurückgeht. Darüber hinaus sinkt mit dem verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte, die mehr Steuern zahlen, weniger Sozialleistungen erhalten und zum Teil von Jobverlusten betroffen sind, der Konsum. Zudem gehen die privaten Investitionen und die Inflation zurück, was den Realzins erhöht und so die Binnennachfrage zusätzlich bremst.

Allein wenn man diese Effekte berücksichtigt, dürften die Ausgabenkürzungen und Steuererhöhungen der Jahre 2011 bis 2013, die sich nach Schätzungen der EU auf etwa 4 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone summieren, das reale Bruttoinlandsprodukt bis Ende 2013 um 2,5 bis 3,5 Prozent gedrückt haben. Noch deutlicher fällt das Ergebnis aus, wenn angenommen wird, dass Unternehmen und Haushalte in der Krise schwerer an Kredite kommen. Der Analyse zufolge wären es dann 4,5 Prozent. Der Rückgang des Bruttoinlandsprodukts der Euroländer im Vergleich zum Vorkrisentrend wäre demnach zu vier Fünfteln auf Konsolidierungsmaßnahmen zurückzuführen. Nach Ansicht der Ökonomen hätten diese Verluste größtenteils vermieden werden können, wenn die Regierungen Einsparungen auf Zeiten mit robustem Wachstum verschoben hätten.

Ansgar Rannenberg, Christian Schoder, Jan Strasky: The macroeconomic effects of the Eurozone’s fiscal consolidation, Vox EU, November 2015

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