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HBS Böckler Impuls

Konjunktur: Ohne Investitionen droht der Abstieg

Ausgabe 15/2016

Noch ist die Konjunktur robust. Doch die Unternehmen investieren zu wenig in die Zukunft. Jetzt muss der Staat handeln und mehr Geld ausgeben.

Deutschland braucht dringend ein staatliches Investitionsprogramm. So ließen sich lange vernachlässigte Modernisierungen anschieben und die Basis für künftigen Wohlstand erhalten. Zu diesem Schluss kommt das IMK in seiner aktuellen Prognose.

BIP-Wachstum wird schwächer

Nach Berechnung der Ökonomen wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2016 um 1,9 Prozent. Im kommenden Jahr schwächt sich das BIP-Wachstum auf 1,3 Prozent ab. Getragen wird der moderate Aufschwung von der Binnennachfrage, insbesondere von einem kräftigen privaten Konsum. Dieser beruht auf steigenden Löhnen und zunehmender Beschäftigung. Auch der niedrige Ölpreis sorgt dafür, dass die Menschen mehr Kaufkraft zur Verfügung haben. Die privaten Konsumausgaben wachsen 2016 um zwei Prozent, 2017 um 1,9 Prozent.

Arbeitsmarkt noch stabil

Auf dem Arbeitsmarkt bleibt die Lage laut Prognose zunächst weitgehend entspannt: Obwohl die Zahl der Arbeitskräfte aufgrund der starken Zuwanderung gestiegen ist, sinkt die Zahl der Arbeitslosen 2016 im Durchschnitt um gut 100.000. 2017 nimmt die Arbeitslosenzahl bei weiter steigender Beschäftigung um rund 36.000 zu und liegt dann bei 2,73 Millionen. Die Arbeitslosenquote beträgt in diesem Jahr 6,1 und im kommenden Jahr 6,2 Prozent.

Unternehmen zögern Modernisierungen hinaus

Die große Schwachstelle bleiben die Investitionen: Zwar produzieren viele Unternehmen derzeit auf Hochtouren, doch ihre Maschinenparks drohen zu veralten. Die Firmen zögern Investitionen in Anlagen und Ausrüstungen hinaus. Zu unsicher erscheint ihnen die weitere Entwicklung im Euroraum, in Großbritannien und in China. Dazu kommen Krisen und Kriege in anderen Teilen der Welt. Die Ausrüstungsinvestitionen werden im Jahresdurchschnitt 2016 lediglich um 2,1 Prozent und 2017 um 1,9 Prozent zulegen – ein sehr bescheidener Anstieg im Vergleich zu früheren Zeiten. „Diese Zurückhaltung steht einem stärkeren Aufschwung im Wege“, konstatieren die Experten des IMK. Noch gravierender sind die langfristigen Folgen: Wer jetzt nicht investiert, gefährdet die Leistungsfähigkeit der deutschen Wirtschaft und damit die Grundlage für den Wohlstand kommender Generationen.

Staat muss Investitionen anschieben

In dieser Situation ist nach Ansicht des IMK eine Anschubhilfe notwendig, eine Art Startschuss für Investitionen – und zwar von staatlicher Seite. Wenn die öffentliche Hand den Anfang macht, indem sie mehr Geld ausgibt, könnte dies auch den Unternehmensinvestitionen dringend benötigte Impulse verleihen. Das Zukunftsinvestitionsprogramm des Bundes, der Kommunalinvestitionsfonds und zusätzliche Mittel für Breitbandausbau oder Mikroelektronik seien zwar Schritte in die richtige Richtung, aber längst nicht ausreichend: „Die Investitionsquote steigt im Prognosezeitraum nur geringfügig und der Investitionsstau verringert sich kaum“, schreiben die Forscher. Dabei wäre der finanzielle Spielraum für staatliche Investitionen vorhanden: Für 2016 berechnet das IMK einen gesamtstaatlichen Budgetüberschuss von gut 19 Milliarden Euro und für 2017 von knapp 22 Milliarden Euro. Und selbst wenn es keinen Überschuss in den öffentlichen Kassen gäbe, wären die Bedingungen für höhere Ausgaben des Staates denkbar gut: Der Bund muss derzeit für einen zehnjährigen Kredit keine Zinsen zahlen und erhält für Laufzeiten darunter sogar Geld von den Anlegern.

Leistungsbilanzüberschuss auf neuem Höchststand

Die Wissenschaftler prognostizieren zudem einen neuen Höchststand beim deutschen Leistungsbilanzüberschuss. Dieser wird 2016 auf 9,3 Prozent des BIPs steigen und im kommenden Jahr nur leicht sinken. Das sei „deutlich größer als mit einem außenwirtschaftlichen Gleichgewicht zu vereinbaren“, warnen die Forscher – und ein weiteres Argument für höhere staatliche Investitionen, die die Binnenwirtschaft stärken.

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