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Mit blauem Auge davongekommen Böckler Impuls

Konjunktur: Mit blauem Auge davongekommen

Ausgabe 06/2023

Die deutsche Wirtschaft erholt sich langsam: Sie dürfte nach der leichten Rezession im Winterhalbjahr moderat wachsen.

Die deutsche Wirtschaft ist 2023 schwach gestartet und dürfte auch im weiteren Jahresverlauf wenig Dynamik entfalten. Immerhin bleibt der Bundesrepublik eine tiefere Rezession erspart, was unter anderem der Krisenpolitik der Regierung und der Entspannung auf den Energiemärkten zu verdanken ist. Unter dem Strich dürfte das Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr stagnieren und im kommenden Jahr um 1,2 Prozent zulegen. Das geht aus der aktuellen Konjunkturprognose des IMK hervor.

Zwar sei die Unsicherheit angesichts des Krieges in der Ukraine, der zunehmenden Spannungen zwischen den USA und China sowie der Finanzmarktturbulenzen nach dem Zusammenbruch der Silicon Valley Bank und der Krise der Credit Suisse sehr groß, heißt es in der Prognose. Gleichzeitig hätten sich die Aussichten aber seit Ende letzten Jahres deutlich aufgehellt. Die sich erholende Weltwirtschaft, die hohen Auftragsbestände in der Industrie – hier sticht derzeit vor allem die Rüstungsbranche hervor – sowie der langsam anlaufende Umbau zu einer CO2-neutralen Wirtschaft stützten die Konjunktur.

Die Rezession im Winterhalbjahr 2022/2023 sei trotz massiver Preisschocks bei Energie und Nahrungsmitteln vergleichsweise mild ausgefallen, weil die Bundesregierung mit der Energiepreisbremse und anderen Maßnahmen sowohl Bürger als auch Unternehmen entlastet hat. Zudem hätten der milde Winter, gut gefüllte Gasspeicher und die Lieferung großer Mengen von Flüssiggas dazu beigetragen, dass die Energiepreise seit Jahresbeginn deutlich gesunken sind. Damit seien auch die Produktions- und Transportkosten gefallen. Auch die Lieferengpässe bei wichtigen Vorprodukten, die die letzten beiden Jahre geprägt hatten, hätten an Bedeutung verloren. Die hohen Auftragsbestände würden nun sukzessive abgearbeitet.

Den größten Beitrag zum Wirtschaftswachstum leisten in diesem Jahr die Exporte. Sie dürften im Jahresdurchschnitt um 3,8 Prozent steigen und damit das Vorjahresniveau übertreffen. Für das kommende Jahr rechnet das IMK mit einem Exportwachstum von zwei Prozent. Der private Konsum, der im vergangenen Jahr bei steigenden Bruttolöhnen, zunehmender Beschäftigung und sinkender Sparquote trotz der starken Teuerung zunächst kräftig zugelegt hatte, dürfte dagegen 2023 um ein Prozent zurückgehen – inflationsbedingte Kaufkraftverluste machen vielen Haushalten derzeit noch zu schaffen. In den kommenden Monaten sollte die Teuerung jedoch nachlassen. Nach Berechnungen des IMK dürfte die Inflationsrate im kommenden Jahr mit 2,4 Prozent nur noch knapp über dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank liegen. Entsprechend rechnet das Institut mit einem Anstieg des privaten Konsums um 1,4 Prozent im Jahr 2024. Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte in diesem und im nächsten Jahr leicht steigen, die Arbeitslosenquote etwas sinken.

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