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HBS Böckler Impuls

IMK-Prognose: Konjunktur: Aufschwung gestoppt

Ausgabe 16/2006

Endlich ist er da: der Aufschwung. Aber nicht mehr lange. Denn Bundesregierung und Europäische Zentralbank setzen die Aufwärtsentwicklung aufs Spiel, warnt das IMK.

"Das Jahr 2006 wird das Jahr mit dem höchsten Wachstum seit sechs Jahren sein", prognostiziert das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK): Jetzt, mit den spürbar höheren Steuereinnahmen, kann die Bundesregierung endlich Schulden abbauen.

Die Geldpolitik erhöht jedoch bereits zu Beginn des Aufschwungs die Zinsen spürbar, ohne dass Inflationsgefahren auf europäischer Ebene erkennbar wären, kritisiert das IMK. Denn die Lohnentwicklung im Euroraum bleibt moderat.

Die deutsche Finanzpolitik wird mit der drastischen Erhöhung der Mehrwertsteuer den noch schwachen Aufwärtstrend beim privaten Verbrauch abwürgen - und das ohne Not: Dank des erstarkten Wirtschaftswachstums würde die Bundesrepublik auch ohne die Erhöhung der Mehrwertsteuer 2007 - wie schon 2006 - ein Haushaltsdefizit unterhalb der von der EU-Kommission erwünschten Drei-Prozent-Marke schaffen.

Wegen der momentan kräftigeren Konjunktur mehren sich inzwischen Äußerungen, eine höhere Mehrwertsteuer werde kaum Schaden anrichten. Nach einer vorübergehenden Abschwächung des wirtschaftlichen Wachstums werde zumindest das frühere Wachstumstempo wieder aufgenommen, wenn auch auf langfristig niedrigerem Niveau.

Wachstumsschwäche verfestigt sich
Das IMK hat den Einfluss der finanzpolitischen Pläne auf die wirtschaftliche Entwicklung über das Jahr 2007 hinaus mittels eines ökonometrischen Makromodells simuliert. Die Erkenntnis ist eindeutig: Die erwartete Wachstumsabschwächung im nächsten Jahr wirkt noch massiv in das Jahr 2008 hinein. Im Modell ergibt sich dann ein Wirtschaftswachstum von lediglich gut einem Prozent. Grund: Der Beschäftigungsaufbau wird sich wegen der schwachen Binnennachfrage nicht fortsetzen. Deshalb wiederum dürften sich die realen Einkommen weiterhin nur schwach entwickeln.

Deutschland steht also keine Delle, sondern eine längere Schwächephase ins Haus. "Mit den derzeitigen Weichenstellungen der Geld- und Finanzpolitik werden die Chancen für einen länger währenden konjunkturellen Aufschwung vertan, der auch eine Entlastung am Arbeitsmarkt herbeiführt", lautet das Resümee der Ökonomen. So werde es auch nicht gelingen, die Staatsschulden weiter zu reduzieren.

  • Das IMK prognostiziert für das Jahr 2007 einen Wirtschafts-Einbruch. Zur Grafik

Herbstprognose des IMK: Der Aufschwung - schon vorbei?,
IMK Report Nr. 14 Oktober 2006
Download (pdf)
Pressemitteilung zur Prognose des IMK

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