zurück
HBS Böckler Impuls

Mindestlöhne: In Westeuropa über 8,40 Euro

Ausgabe 12/2009

Auch in der Wirtschaftskrise sind Europas Mindestlöhne leicht gestiegen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag, die Wirtschaft zu stabilisieren.

20 von 27 EU-Ländern haben einen gesetzlichen Mindestlohn. In Westeuropa liegt die für alle Arbeitnehmer verbindliche Lohnuntergrenze meist über 8,40 Euro. Eine Ausnahme bildet nur Großbritannien, wo der Mindestlohn von 5,73 Pfund umgerechnet 6,41 Euro beträgt - eine Folge des niedrigen Wechselkurses. Dies geht aus einer aktuellen Bestandsaufnahme des WSI-Forschers Thorsten Schulten hervor.

In den meisten Ländern stiegen die Mindestlöhne zuletzt am 1. Januar. Die Niederlande und Luxemburg haben die gesetzliche Verdienstuntergrenze seitdem jedoch ein weiteres Mal erhöht. In Großbritannien ist die nächste Erhöhung zum 1. Oktober bereits beschlossen.

"In der Krise leisten die Mindestlöhne einen wichtigen Beitrag zur Stabilität von Lohneinkommen und wirken zugleich als Deflationsbremse", sagt Schulten. Allerdings gerieten die Mindestlöhne angesichts der zunehmenden Arbeitslosigkeit in zahlreichen Ländern unter Druck. Die jüngsten Erhöhungen seien daher oft recht moderat ausgefallen. In einigen Ländern gab es seit mehr als einem Jahr keine Anhebung; in Irland wird sogar offen über eine Senkung des Mindestlohnniveaus diskutiert. "Das hätte jedoch ökonomisch fatale Folgen und würde dazu beitragen, die Krise weiter zu verschärfen", warnt Schulten.

Dänemark, Schweden, Finnland, Deutschland, Österreich, Italien und Zypern haben bislang keinen gesetzlichen Mindestlohn. Die meisten dieser Länder verfügen ­aber über "funktionale Äquivalente, die ihnen eine hohe Tarifbindung sichern und damit ein weitgehend funktionierendes System tarifvertraglicher Mindestlohnsicherung ­möglich machen". Nur für Deutschland gelte dies nicht, so Schulten.

  • In Westeuropa liegen die gesetzlichen Mindestlöhne inzwischen meist deutlich über 8 Euro pro Stunde. Dass die britische Lohnuntergrenze in Euro relativ niedrig erscheint, ist eine Folge des schwachen Wechselkurses. Zur Grafik

Thorsten Schulten ist Experte für europäische Lohnpolitik im WSI.

Impuls-Beitrag als PDF

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrerm Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen