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HBS Böckler Impuls

Vorstandsvergütungen: Explodierende Einkommen

Ausgabe 17/2005

100, 200, 300 Prozent - die Bezüge deutscher Topmanager sind in den vergangenen Jahren explosionsartig gestiegen - losgelöst von Umsätzen, Gewinnen, Beschäftigungszuwachs und den Mitarbeitergehältern, zeigt eine Kienbaum-Analyse.

Seit 1995 sind die Bezüge von Unternehmensvorständen in die Höhe geschossen. Die Börsenflaute hat diese Dynamik zwar gebremst, aber die Summen nicht verringert. Heinz Evers, Experte für die Vergütung von Spitzenkräften bei der Unternehmensberatung Kienbaum, analysierte die Vorstandsbezüge von über 1.500 Unternehmen. Besonders in den großen Aktiengesellschaften gab es dramatische Steigerungen: plus 108 Prozent für die DAX-Vorstände von 1998 bis 2004. In Unternehmen mit mehr als 50.000 Beschäftigten belief sich die durchschnittliche Vorstandsgesamtvergütung für 2003 auf 1,8 Millionen Euro. Einkommensmillionäre waren in Unternehmen ab 20.000 Mitarbeitern zu finden. Wer an der Spitze von 2.000 bis 5.000 Beschäftigten stand, bekam im Schnitt noch 442.000 Euro. Evers sieht diese Ursachen für die Vergütungssxplosion:

  • Die Globalisierung beeinflusst auch die Vorstellungen der Manager: Die USA werden ihr Maßstab. Die Bosse der amerikanischen Top-30-Unternehmen bekamen 2004 im Schnitt insgesamt 27 Millionen Euro. Terry S. Semel von Yahoo erreichte 98 Millionen Euro, Josef Ackermann von der Deutschen Bank musste sich mit 10 Millionen Euro begnügen.
  • Der verschärfte Wettbewerb setzt die Unternehmen unter Druck. Manager, die jetzt Erfolg haben, sind begehrt.
  • Die Gremien haben sich verkleinert. Das Geld verteilt sich nun auf weniger Personen.
  • Der Shareholder-Value-Ansatz kommt den Managern zu Gute. Sie streben zunehmend eine Erhöhung des Börsenkurses an - und profitieren selbst davon, weil sie Teile der Vergütung als Aktien erhalten.
  • Mitunter sind Aufsichtsräte zu nachlässig und gewähren Summen, die der Markt nicht rechtfertigt.

Nur etwa ein Drittel der Vorstandsvergütungen über eine Million Euro macht in der Regel das Fixum aus, also das eigentliche Gehalt. Dazu kommen ein Jahresbonus sowie weitere, an langfristigen Erfolgsgrößen ausgerichtete Belohnungen. Die variablen Anteile werden zunehmend in Aktien ausgeschüttet. Die Summen dürften weiter hoch bleiben, erwartet Evers: Bei guter Konjunktur profitieren die Chefs von den steigenden Aktienkursen. Dümpelt die Wirtschaft, können Krisenmanager ein hohes Salär fordern. Er sieht hier wichtige Aufgaben für Aufsichtsräte und plädiert für eine "äußerst restriktive Behandlung von Festbezügen" und mehr Orientierung an Erfolg und Leistung, auch bei Pensionszusagen. Unternehmenswertorientierte Erfolgsgrößen müssen allerdings erst noch entwickelt werden.

  • 100, 200, 300 Prozent - die Bezüge deutscher Topmanager sind in den vergangenen Jahren explosionsartig gestiegen - losgelöst von Umsätzen, Gewinnen, Beschäftigungszuwachs und den Mitarbeitergehältern, zeigt eine Kienbaum-Analyse. Zur Grafik

Dr. Heinz Evers, Vortrag vor der 2. DAX-/M-DAX-Konferenz für Arbeitnehmervertreter in Aufsichtsräten, Berlin, Oktober 2005.

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