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HBS Böckler Impuls

Standort D: Erster Platz bei Maschinenlaufzeiten

Ausgabe 12/2006

Die deutsche Produktionswirtschaft führt: Mit gut 63 Stunden in der Woche liegt die durchschnittliche Betriebslaufzeit höher als bei den europäischen Nachbarn. Diesen Wettbewerbsvorteil verdanken deutsche Betriebe ihrer flexiblen Arbeitsorganisation. Das belegt der erste methodisch saubere europäische Betriebszeiten-Vergleich.

High-Tech-Maschinen sind teuer, besonders wenn sie stillstehen. Deshalb versuchen Betriebe, durch geschickte Personal- und Arbeitszeitpolitik ihre Kapazitäten optimal auszulasten. In punkto Maschinenauslastung liegt Deutschlands produzierendes Gewerbe mit 63,4 Betriebsstunden pro Woche auf Platz eins. Gesetzliche und tarifliche Arbeitszeitbeschränkungen gehen offensichtlich nicht auf Kosten der Wettbewerbsfähigkeit.

Die Arbeitszeitstrategien in den sechs untersuchten Ländern unterscheiden sich deutlich, zeigt die Studie im Auftrag der EU-Kommission: In der französischen Industrie dominiert die Schichtarbeit. Die Briten verlängern ihre Betriebszeiten eher durch sich überschneidende, zeitlich versetzte Arbeitszeiten. Deutschland geht den Mittelweg.

In keinem anderen der untersuchten Länder hat das produzierende Gewerbe mit so starken - und unvorhersehbaren - Auftragsschwankungen zu kämpfen wie in Deutschland. Je stärker Betriebe im internationalen Wettbewerb stehen, desto höher die Schwankungen.

Die am häufigsten genutzte Anpassungsstrategie an Markterfordernisse ist die Variation der Arbeitszeiten. Ausnahme Portugal, das überwiegend mit Einstellungen und Entlassungen reagiert. In Deutschland bewältigt die Produktionswirtschaft Nachfrageschwankungen zu 52 Prozent per Arbeitszeitanpassung - je zur Hälfte mit traditionellen Instrumenten wie Überstunden oder Sonderschichten und mit modernen, flexiblen Arbeitszeitmodellen.

Kritischer als das produzierende Gewerbe beurteilt die Studie den hiesigen Dienstleistungssektor: Deutschland liegt hinter Frankreich und Großbritannien - nicht nur was die Beschäftigung, sondern auch was die Betriebszeiten angeht: Frisöre und Banken hinken Industrie, Energie- und Bauwirtschaft hierzulande gut acht Stunden pro Woche hinterher.

  • Die wöchentlichen Betriebszeiten ziehen sich in Deutschland länger hin als in anderen europäischen Ländern. Zur Grafik

Frank Bauer, Hermann Groß: Betriebszeiten in Europa, in: WSI-Mitteilungen 6/2006

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