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HBS Böckler Impuls

Arbeitsbedingungen: Durchhalten bis 67? Viele haben Zweifel

Ausgabe 18/2010

Schlechte Arbeitsbedingungen machen krank - und die Beschäftigten wissen das. Wer mit großen Belastungen und wenig Freiraum tätig ist, äußert wenig Hoffnung auf ein langes Arbeitsleben.

Die meisten Beschäftigten in anstrengenden Berufen sorgen sich, wie lange sie durchhalten. Mit gutem Grund, sagen Falko Trischler und Markus Holler vom Forschungsinstitut ­Inifes. Die Wissenschaftler werteten mehrere Studien und Umfragen aus, um die langfristigen Folgen von Arbeitsbelastungen zu bestimmen. Ihre von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Expertise zeigt: Nicht nur schwere und einseitige körperliche Arbeit zehrt an der Gesundheit und erzwingt häufig einen vorzeitiges Ende des Erwerbslebens. Auch psychische Belastungen und ein Mangel an Autonomie beeinträchtigen auf Dauer Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit.

Belastende Arbeit ist in der Bundesrepublik nach wie vor weit verbreitet. In Bauberufen, der Altenpflege oder bei Installateuren etwa fallen anstrengende körperliche Aufgaben an. Wer über Jahre eine anstrengende und einseitige Tätigkeit ausübt, leidet später nachweislich häufig an Schmerzen an Knie, Hüfte, Rücken oder Armen. "Aber auch Arbeitshetze und Zeitdruck, unwürdige Behandlung und geringe Wertschätzung stehen deutlich in Zusammenhang mit gesundheitlichen Beschwerden", fügen die Forscher an.

Die Beschäftigten sehen die Gefahren und passen ihre Zukunftserwartungen an die Arbeitsbedingungen an. Umfragen ergaben: Wer einen belastungsarmen Arbeitsplatz hat, rechnet meist noch mit einem langen Arbeitsleben. Lediglich 14 Prozent dieser Gruppe erwarten, nicht bis zum Rentenalter im Beruf bleiben zu können. Beschäftigte, die im Job körperlich gefordert sind, haben hingegen deutlich häufiger Zweifel: 39 Prozent rechnen nicht damit, bis zur Rente arbeiten zu können, ermittelte Inifes. Verbinden sich körperliche Belastungen mit Stress und einem Mangel an Freiräumen, dann gehen sogar 78 Prozent der Beschäftigten davon aus, nicht bis zum gesetzlichen Rentenalter durchzuhalten.

Ein Mangel an beruflicher Autonomie spielt für die Einschätzung der Betroffenen eine ebenso große Rolle wie körperliche und psychischen Belastungen. Von den  Beschäftigten, die im Arbeitsalltag Freiräume vermissen, aber nicht von körperlichen und seelischen Lasten geplagt werden,  zweifelt jeder vierte daran, bis zum Rentenalter im Beruf bleiben zu können. Unzureichendes Entgelt und fehlende Anerkennung wirken sich nochmals negativ aus, so Trischler und Holler.

  • Die meisten der Beschäftigten arbeiten unter Belastungen – körperlichen, seelischen oder einem Mangel an Freiräumen. Die Lasten wirken sich langfristig auf ihr Wohlbefinden und auf ihre Arbeitsfähigkeit aus. Zur Grafik

Markus Holler, Falko Trischler: Gute Erwerbsbiographien 

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