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Coronakrise: Weniger Minijobs Böckler Impuls

Prekäre Beschäftigung: Coronakrise: Weniger Minijobs

Ausgabe 12/2021

Der prekäre Charakter von Minijobs hat sich in der Coronakrise besonders deutlich gezeigt: Hunderttausende verloren ihre Arbeit und erhielten keine Lohnersatzleistung.

Für Minijobber zahlt niemand in die Arbeitslosenversicherung ein – und damit entstanden in der Coronakrise auch keine Ansprüche auf Kurzarbeitsgeld. Dabei sind Minijobs gerade in Branchen wie Gastronomie und Handel verbreitet, die unter den Kontaktbeschränkungen stark litten. Allein zwischen Ende Juni 2019 und Ende Juni 2020 sind bundesweit rund 516 000 Minijobs weggefallen. In knapp 386 000 Fällen waren Beschäftigte betroffen, die über den Minijob hinaus kein weiteres Beschäftigungsverhältnis hatten. Zudem wurden rund 130 000 geringfügig entlohnte Beschäftigungsverhältnisse im Nebenjob abgebaut. Das zeigt eine Auswertung des WSI. 

„Die Coronakrise unterstreicht noch einmal, wie prekär viele Minijobs sind. Dass in der Pandemie vor allem geringfügig entlohnte Beschäftigung gestrichen wurde, ist nicht überraschend, sondern Teil des Konzepts Minijob: Stabilität und soziale Sicherheit sind darin nicht angelegt“, sagt WSI-Experte Eric Seils. „Problematisch sind Minijobs auch in normalen Zeiten, unter anderem, weil den Beschäftigten oftmals wichtige Rechte wie der Mindestlohn, die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Urlaub versagt bleiben. Außerdem erscheint es für viele geringfügig entlohnte Beschäftigte kurzfristig unattraktiv, ihre Beschäftigung auszuweiten. Dadurch ergeben sich insbesondere bei verheirateten Frauen negative Auswirkungen auf die Alterssicherung“, so Seils.

In Deutschland gab es Ende Juni 2020 knapp 7,1 Millionen Beschäftigte, die einen 450-Euro-Job hatten. Gegenüber 2019 ist die Zahl bundesweit um 6,8 Prozent gesunken. Für gut 2,8 Millionen Personen war die geringfügig entlohnte Beschäftigung lediglich ein Nebenjob. Etwa 4,3 Millionen oder 11,3 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland übten zu diesem Zeitpunkt ausschließlich einen Minijob aus. 

Von den ausschließlich geringfügig entlohnten Beschäftigten sind mehr als 60 Prozent Frauen. Auch bei der regionalen Verteilung in Deutschland gibt es große Unterschiede. Generell sind 450-Euro-Jobs als Hauptbeschäftigung in Westdeutschland mit 12 Prozent aller Beschäftigten, Stand Ende Juni 2020, weiter verbreitet als in Ostdeutschland mit 8 Prozent. Die Differenz hängt eng mit der deutlich häufigeren Vollzeit-Erwerbstätigkeit von Frauen im Osten zusammen. 

Die Zahl der Neben-Minijobs hatte bis zum Rückgang in der Corona-Pandemie über Jahre stark zugenommen. Der Geschlechterunterschied ist bei den Nebenjobs etwas schwächer ausgeprägt als bei der ausschließlichen Minijob-Beschäftigung. Rund 55 Prozent wurden Ende Juni 2020 von Frauen ausgeübt, 45 Prozent von Männern. Auch hier bestehen beachtliche regionale Unterschiede: Im Westen haben 8,2 Prozent der Beschäftigten einen Nebenjob, im Osten sind es nur 4 Prozent.

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