Forschungsprojekt: Kooperationspraxis in virtualisierten Arbeitszusammenhängen

Projektziel

Das Homeoffice wird zunehmend zur betrieblichen Normalität, so dass regelmäßig ein Teil der Beschäftigten nicht im Betrieb vor Ort arbeitet. Die Zusammenarbeit erfolgt dann vermehrt auf Distanz und „virtualisiert“ über Kommunikationsmedien und Kooperationstools. Wie verändern sich dadurch die Zusammenarbeit in Teams und Abteilungen, die betriebliche Arbeitsorganisation sowie die Kollegialität?

Projektbeschreibung

Kontext

Viele Beschäftigte wollen aufgrund positiver Erfahrungen in der Covid-19-Pandemie mit dem Arbeiten im Homeoffice dauerhaft die Möglichkeit dazu haben. Trotz Interessenkonflikten mit dem Management wird das Homeoffice in vielen Betrieben zunehmend als regulärer zweiter Arbeitsort neben dem betrieblichen Arbeitsplatz etabliert. Wenn aber viele Beschäftigte regelmäßig orts- und zeitflexibel arbeiten, resultieren daraus umfassende Veränderungen der Arbeitspraxis: Betriebliche Kooperation erfolgt in „hybriden“ Strukturen teils in Kopräsenz und teils in räumlicher Distanz auf der Grundlage von Kommunikations- und Kooperationsmedien. Der aktuelle Stand der Forschung zum orts- und zeitflexiblen Arbeiten, insbesondere im Homeoffice während der Pandemie, liefert bislang nur Befunde zu veränderten Arbeitspraktiken Einzelner in räumlicher Distanz zum Betrieb. Systematische Erkenntnisse zur Praxis virtualisierter Arbeitskooperation ganzer Teams liegen hingegen bislang nicht vor.

Fragestellung

Ziel des Projekts ist es, systematische Erkenntnisse über die konkrete Arbeitspraxis und die (intendierten wie unintendierten) Folgen dauerhaft „virtualisierter“ Arbeitskooperation zu gewinnen sowie Gelingensbedingungen zu identifizieren. Die zentrale Forschungsfrage ist, welche Effekte es hat, wenn Teams, Abteilungen und ganze Betriebe auf Dauer zumindest anteilig in räumlicher Distanz zusammenarbeiten: Wie ändert sich in funktionaler Hinsicht die Art und Qualität der Zusammenarbeit? Wie wird die betriebliche Arbeitsorganisation verändert, um dem gerecht zu werden? Welche Effekte hat das anteilige Arbeiten auf Distanz für den betrieblichen Sozialzusammenhang? Welche Gestaltungskriterien für gute „virtualisierte“ Arbeit lassen sich identifizieren? Zur Beantwortung dieser Fragen sollen exemplarisch ausgewählte kooperative Arbeitszusammenhänge in umfassenden Einzelfallstudien untersucht werden.

Untersuchungsmethoden

In umfassenden Fallstudien werden unterschiedliche – nach Art der Tätigkeit und Formen der Zusammenarbeit variierende – Teams oder Abteilungen in ausgewählten Betrieben vergleichend analysiert, um zu generalisierbaren Erkenntnissen über die Praxis dauerhaft (teil-)virtualisierter Arbeitskooperation zu gelangen. Angestrebt werden sechs Fallstudien, die jeweils auf einer Kombination von Interviews mit Beschäftigten, Management und betrieblicher Interessenvertretung sowie der ethnografischen Erfassung der kollaborativen Arbeitspraxis auf Distanz basieren (sowohl in Kopräsenz im Betrieb bzw. am außerbetrieblichen Arbeitsort der Beschäftigten als auch online-ethnografisch). Um Veränderungen der Kooperationspraxis und ihrer Rahmenbedingungen im Zeitverlauf als integralen Bestandteil der Fallstudien in den Blick zu nehmen, wird darüber hinaus (mindestens) eine zweite Erhebungsphase ca. ein Jahr später durchgeführt.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Frank Kleemann
Universität Duisburg Essen Institut für Soziologie (IfS)
Schwerpunkt Arbeit und Organisation, LF 355
frank.kleemann@uni-due.de

Kontakt

Dr. Stefan Lücking
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
stefan-luecking@boeckler.de

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