Forschungsprojekt: Gesundheit und Mitbestimmung in der Transformation stärken

Handlungshilfen zur anlassbezogenen Gefährdungsbeurteilung

Projektziel

Im Projekt GeMiTrans wurde der Frage nachgegangen, wie Mitarbeitergesundheit und Mitbestimmung bei betrieblichen Transformationsprozessen zukünftig proaktiv und beteiligungsorientiert gestärkt werden können. Dazu wurde das Instrumentarium der Gefährdungsbeurteilung in einem Unternehmen neu erprobt. Eine Handlungshilfe zur Umsetzung von anlassbezogenen Gefährdungsbeurteilungen wird noch entwickelt.

Veröffentlichungen

Gerlmaier, Anja, 2025. Endbericht: Gesundheit und Mitbestimmung in Transformationsprozessen stärken, Duisburg/Essen: Universität Duisburg-Essen, 6 Seiten.

Wahle, Ingeborg, 2024. Anlassbezogene Gefährdungs­beurteilung zur Prävention, [online] https://www.mitbestimmung.de/html/stahlindustrie-praevention-gesundheitsrisiko-transformationsprozess-47592.html.

Projektbeschreibung

Kontext

Im Zuge von Dekarbonisierungsbestrebungen finden in energieintensiven Wirtschaftsbereichen wie dem Stahlsektor tiefgreifende Reorganisationen von Geschäfts- und Produktionsprozessen statt. Diese sind mit zum Teil erheblichen Veränderungen von Team- und Tätigkeitszuschnitten bzw. von Stellenabbau begleitet und können für Beschäftigte erhebliche psychische Belastungen und Verunsicherungen verursachen. Die arbeitswissenschaftliche Forschung hat wiederholt gezeigt, dass es begleitender Präventionsmaßnahmen bedarf, um dabei stressbedingte Erkrankungen, Arbeitsunfähigkeit, Demotivation und Fachkräfteabwanderung zu verhindern. Nur wenige Betriebe verfügen derzeit über präventive Vorgehensmodelle, die über psychosoziale Beratungsangebote hinausgehen, um die psychosoziale Gesundheit ihrer Beschäftigten in krisenhaften Arbeitssituationen effektiv und zeitnah zu schützen.

Fragestellung

Im Projekt wurde der Frage nachgegangen, wie Mitarbeitergesundheit und Mitbestimmung bei betrieblichen Transformationsprozessen proaktiv und beteiligungsorientiert gestärkt werden können. Es wurde untersucht, wie Vorgehensmodelle zur präventiven Gefährdungsbeurteilung aussehen müssen, damit die Gesundheit und Innovationsfähigkeit von Beschäftigten in Transformationsprozessen nachhaltig und gleichzeitig zeitnah gestärkt werden können. Die Projektdurchführung nach dem entwickelten Vorgehendmodell gliederte sich in fünf Phasen: 1. Problemanalyse (Entwicklung eines Prüfkatalogs für belastungskritische Veränderungsszenarien, Auswahl der Pilotbereiche), 2.Initialisierungsphase (Bereichsbegehung und Vorab-Interviews), 3. Interventionsphase (Dialogworkshops, Gestaltungsworkshops, Liste Gestaltungsmaßnahmen), 4. Evaluationsphase (Umsetzungskontrolle) und 5. Transferphase (externe Workshops und Konferenzbeiträge).

Untersuchungsmethoden

Im Rahmen des Projektes wurde prototypisch mit arbeitswissenschaftlicher Unterstützung durch die Universität Duisburg-Essen ein mitbestimmungsorientiertes Vorgehensmodell in einem Produktionsunternehmen entwickelt und erprobt. Dies geschah aufbauend auf Methoden der partizipativen Aktionsforschung. Dazu wurden die im Rahmen des Modellvorhabens generierten qualitativen Daten (Workshop-Ergebnisse, Interviews) zur Beantwortung der Fragestellung verwendet. Das erarbeitete Vorgehensmodell (HOT-Programm) wurde zusammen mit dem verantwortlichen Betriebsratsmitglied und der BEM-Beauftragten entwickelt und das Tandem inhaltlich qualifiziert. Die Durchführung der Workshops und die Kontrolle der Umsetzung erfolgte eigenständig durch das betriebsinterne Tandem.

Darstellung der Ergebnisse

Das HOT-Programm wurde im Modellunternehmen in zwei Pilotbereichen innerhalb von zwölf Monaten umgesetzt. Trotz anfänglicher Skepsis wurde eine hohe Beteiligung erreicht (77%-100%). Die Zufriedenheitsbefragung ergab positive Bewertungen für Beteiligung, Moderation und Ergebnisdarstellung, jedoch Unzufriedenheit mit der Zeitplanung der Maßnahmen. In beiden Bereichen wurden kollektive Aushandlungsprozesse genutzt, um von der Belastungsdiagnose zur Maßnahmenumsetzung zu gelangen. In einem Bereich wurden 12 Maßnahmen zur Minderung von 8 Belastungen entwickelt, im anderen 24 Maßnahmen für 12 Belastungen.

Externe Störfaktoren wie Fluktuation, Betriebsstillstand und ein Einstellungsstopp beeinflussten die Umsetzung. Nach 5 Monaten wurden in einem Bereich 50% der Maßnahmen umgesetzt und 33% waren in Arbeit, im anderen Bereich wurden über 30% umgesetzt und 50% sind in Umsetzung.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Dr. Anja Gerlmaier
Universität Duisburg-Essen Institut Arbeit und Qualifikation IAQ

Kooperationspartner

Andree Jorgella
IG Metall IG Metall Geschäftsstelle Siegen

Kontakt

Dr. Manuela Maschke
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung