Forschungsprojekt: Berufliche Orientierungs- und Übergangsprozesse in teilqualifizierenden Bildungsgängen

Berufliche Orientierungs- und Übergangsprozesse von Schülerinnen und Schülern teilqualifizierender Bildungsgänge berufsbildender Schulen

Projektziel

Im Projekt wurden die beruflichen Orientierungs- und Übergangsprozesse Jugendlicher rekonstruiert, die einen berufsorientierenden, -grundbildenden oder teilqualifizierenden Bildungsgang beruflicher Schulen besuchen. Die Ergebnisse zeigen, in welchem Maße und für welche Teilgruppen Jugendlicher die berufliche Orientierung und der nächste Übergang ge- bzw. misslingen und worauf dabei zu achten ist.

Veröffentlichungen

Rahn, Sylvia und Christoph Fuhrmann, 2023. Schüler*innen teilqualifizierender höherer Berufsfachschulen – ohne Berufsabschluss, aber mit Perspektive?, Zeitschrift für Erziehungswissenschaft (ZfE) - SpringerLink , 26, S. 83-103.

Rahn, Sylvia, Christoph Fuhrmann und Emanuel Hartkopf, . Enttäuschte Erwartungen? - Lohnt sich die Bildungsbeteiligung in Bildungsgängen des Übergagssegments?. Disappointed expectations? - Is the participation in the transition segment of the German Vocational Education System worthwhile?, Zeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik, 04.10.2017S. 595-613.

Rahn, Sylvia, Emanuel Hartkopf und Christpoh Fuhrmann, 2016. Berufsorientierungs- und Übergangsprozesse von Schülerinnen und Schülern - Geplantes Übergangsverhalten im Übergangssegment?, Berufs-und Wirtschaftspädagogik-online: bwp@ Spezial, 12, S. 1-23.

Bührmann, Thorsten, Emanuel Hartkopf und Sylvia Rahn, 2015. Bildungsbeteiligung im Übergangssegment als berufsbiografische Episode, Berufsbiografie, 153, S. 5.

Rahn, Sylvia und Christoph Fuhrmann, 2015. Mind the Gap: Students Intentions and Actions in School to Work Transitions. In: Network: 02. Vocational Education and Training; 02 SES 08 B, Transitions: Teachers' Learning at Work, 2015, Network: 02. Vocational Education and Training; 02 SES 08 B, Transitions: Teachers' Learning at Work, S. 13.

Rahn, Sylvia und Emanuel Hartkopf, 2015. Ergebnisbericht zum Forschungsvorhaben - Berufliche Orientierungs- und Übergangsprozesse von Schülerinnen und Schülern teilqualifizierender Bildungsgänge berufsbildender Schulen, Wuppertal: Bergische Universität Wuppertal, 20 Seiten.

Projektbeschreibung

Kontext

Der Übergang von der Sekundarstufe I in das Berufsbildungssystem ist eine kritische Phase im beruflichen Lebenslauf, deren Bewältigung für die Jugendlichen mit vielfältigen Anforderungen verbunden ist. Besondere Aufmerksamkeit haben in der Berufsbildungsforschung und -praxis die "indirekten Übergänge" auf sich gezogen, die nicht unmittelbar in einen beruflich vollqualifizierenden Bildungsgang münden. Solche Übergänge kommen teils als "Notlösungen", aber auch in erheblichem Maße "geplant" zustande. Offen war, ob bzw. für welche Schülerinnen und Schüler sich die Erwartungen, die die Bildungsentscheidungen zugunsten der genannten Bildungsgänge motiviert haben, erfüllen oder jedoch enttäuscht werden. Ziel des Projekts war es deshalb u. a., die Datengrundlage für die Einschätzung der Bildungsbeteiligung im Übergangssegment zu berufsbildungspolitischen Zwecken sowie für die schulische Berufsorientierung und die Laufbahnberatung der Jugendlichen zu verbessern.

Fragestellung

In teils explorativer und teils explanatorischer Absicht wurden drei übergeordnete Forschungsfragen verfolgt:

1. Wie entwickeln sich die beruflichen Orientierungen und Übergangspläne der Jugendlichen in den beruflich orientierenden, beruflich grundbildenden und beruflich teilqualifizierenden Bildungsgängen der berufsbildenden Schulen und was tun die Jugendlichen, um ihre Pläne zu realisieren?

2. Inwieweit lassen sich die Übergangsprozesse, die die Jugendlichen nach Beendigung der Bildungsgänge anschließen, als Folge geplanten Berufsorientierungs- und Bewerbungsverhaltens erklären?

3. In welchem Maße tragen das berufliche Orientierungsverhalten und Bewerbungsverhalten der Jugendlichen, der besuchte Bildungsgang und die Personenmerkmale der Schülerinnen und Schüler zur Erklärung der Übergangsprozesse der Jugendlichen bei und welche Teilgruppen der Jugendlichen können ihre Übergangschancen durch den Besuch der Bildungsgänge verbessern?

Untersuchungsmethoden

Das Projekt war als regionale Paneluntersuchung angelegt. Mittels weitgehend standardisierter Fragebögen wurden die Schülerinnen und Schüler, die im Schuljahr 2012/2013 ein Berufsorientierungs-, Berufsgrundschuljahr, eine ein- oder zweijährige teilqualifizierende (höhere) Berufsfachschule oder eine Klasse für Jugendliche ohne Ausbildungsverhältnis in der Untersuchungsregion besucht haben, mehrfach schriftlich zu ihrer Berufsorientierung befragt. Ergänzend wurden qualitative Einzel- und Gruppeninterviews durchgeführt.

Neben der deskriptiven Auswertung der Daten wurden Strukturgleichungs- bzw. Generalisierte Lineare Modelle angepasst, um die Gültigkeit der Theorie geplanten Verhaltens zu prüfen. Zur Beantwortung der dritten Forschungsfrage wurden logistische Regressionsanalysen gerechnet und mittels Propensity Score Matching die Übergangschancen der Absolventen des Übergangssegments mit den Direktabgängern aus der Sekundarstufe I derselben Region und Schülerkohorte verglichen.

Darstellung der Ergebnisse

Die Theorie "geplanten Verhaltens" kann auch für die Übergänge der Absolventen des Übergangssegments empirische Gültigkeit beanspruchen. Die Übergangsintentionen lassen sich auf die Einstellungen der Jugendlichen zu den verschiedenen Anschlussoptionen sowie auf die wahrgenommenen Einschätzungen ihres sozialen Umfelds zurückführen.

Zugleich deuten die Projektergebnisse auf Förderbedarfe bei der praktischen Umsetzung der Übergangspläne hin. Die berufliche Orientierung wird während der Bildungsgänge nicht durchgängig konkreter. Das Such- und Bewerbungsverhalten ist teils wenig ausgeprägt und überdies sind "Timingprobleme" zu beobachten.

Für die Chancen der Absolventen des Übergangssegments, nach Beendigung des Bildungsgangs eine betriebliche Ausbildung aufzunehmen, sind letztlich die entsprechende Übergangsabsicht und der frühzeitige Beginn der Bewerbungsaktivität entscheidend. Personenbezogene Merkmale der Schülerinnen und Schüler spielen bei statistischer Kontrolle dieser beiden Faktoren so gut wie keine Rolle.

Im Vergleich mit Direktabgängern aus der Sek. I zeigt sich kein chancenverbessernder, aber auch kein negativer Signaleffekt des Übergangssegments.

Projektleitung und -bearbeitung

Projektleitung

Prof. Dr. Sylvia Rahn
Bergische Universität Wuppertal Institut für Bildungsforschung
rahn@die-bonn.de

Bearbeitung

Emanuel Hartkopf
Bergische Universität Wuppertal Institut für Bildungsforschung
emanuel.hartkopf@gmx.de

Kontakt

Dr. Michaela Kuhnhenne
Hans-Böckler-Stiftung
Forschungsförderung
michaela-kuhnhenne@boeckler.de

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