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Magazin Mitbestimmung

Rästelhaftes Fundstück: Zorn auf Iwan

Ausgabe 05/2013

Bank pleite, Geld weg: Das gab es auch schon vor Lehmann Brothers. Etwa 1974. In Köln. Und warum? Auch bei der Herstatt-Bank haben sich die Trader verzockt. Über eine Milliarde Mark haben sie bei Devisengeschäften verloren.

Besorgte Gesichter auf der einen Seite, beruhigende Worte durch das Megafon auf der anderen: Am 27. Juni 1974 befindet sich Köln im Schockzustand. Wütende Sparer versammeln sich vor der Zentrale der Herstatt-Bank und verlangen ihr Geld zurück. Gerade ist bekannt geworden, dass die Aufsichtsbehörden die Bank, das zweitgrößte Privatbankinstitut der Bundesrepublik, geschlossen haben. Denn die Banker haben über eine Milliarde Mark mit Devisenspekulationen verzockt. Unter dem Schutz der Staatsmacht versucht einer der Direktoren mit einer Flüstertüte, die Kunden zu beruhigen.Vergeblich. Mancher harrt tagelang vor der Zentrale aus. Nicht nur über 20.000 Kleinsparer bangen um ihre Einlagen. Auch die Stadt und das Erzbistum Köln fürchten um Millionenbeträge.
Aufstieg und Fall des Bankhauses sind eng verknüpft mit seinem Gründer Iwan Herstatt. Die Kölner nennen ihn „Iwan den Großen“, selbst Lehrlinge fahren bei ihm Porsche. Das Herz der wundersamen Geldvermehrung ist die Devisenabteilung: Hier jonglieren die sogenannten „Goldjungs“ mit hohen Millionenbeträgen – kaum kontrolliert, bisweilen kriminell und mit vollem Risiko. Die Zahl der Mitarbeiter steigt zwischen 1955 und 1971 von 15 auf 850. Doch das Imperium steht auf tönernen Füßen. Am 26. Juni 1974 durchsuchen Polizisten und Staatsanwälte die Geschäftsräume. Politik und Bankgewerbe ziehen Konsequenzen aus dem Debakel. Die Bankenaufsicht wird verschärft, und die Banken gründen einen Einlagen­sicherungsfonds, um Sparer vor einem Totalverlust beim Zusammenbruch eines Bankhauses zu schützen. Am Ende erhalten Privatkunden von Herstatt rund 80 Prozent ihrer Einlagen zurück, Banken und Kommunen etwa 70 Prozent. Spareinlagen bis 20.000 Mark bleiben zu 100 Prozent erhalten. 

Text: Marc von Lüpke-Schwarz

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Auflösung der Rätselfragen 4/2013
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