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Renate Wapenhensch, Aufsichtsrätin bei Vinci Energies Deutschland Magazin Mitbestimmung

Aufsichtsrärin: Wir bestimmen mit

Ausgabe 05/2020

Renate Wapenhensch ist Aufsichtsrätin bei Vinci Energies Deutschland

Die Corona-Krise? Ein Rückschlag für die Gleichstellung. Führungsetagen? Eine Riege mit unausgesprochener Männerquote. Wenn Renate Wapenhensch ein Thema umtreibt, dann ist es die Situation berufstätiger Frauen. Gerade in Zeiten von Corona zögen sie durch Kurzarbeit und Homeoffice den Kürzeren, auch die Digitalisierung gefährde zunehmend Frauenjobs. „Da braucht es eine starke Mitbestimmung von Frauen“, sagt Renate Wapenhensch, die seit 2018 die IG BAU im Aufsichtsrat von Vinci Energies vertritt und im März Bundesfrauensekretärin der Gewerkschaft wurde.

Auch im Aufsichtsrat setzt sie sich für die Gleichstellung ein. Zwar gibt es im Gremium inzwischen einen festen Anteil Frauen. „Aber wir brauchen auch mehr Frauen in den Ausschüssen, wo wichtige Stellschrauben justiert werden“, sagt die 57-Jährige. Wenn ein neuer Vorstand gesucht wird, kommentiert sie schon mal mit einem: „Ich freue mich auf eine Frau an der Spitze.“ Sie denkt nicht, dass sie allein etwas bewegen kann. Die Kraft liege im Gremium, in der gemeinsamen Arbeit der Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter im Aufsichtsrat. Im Moment sorgt sich die Bundesfrauensekretärin darum, dass Corona die Frauen in ihre traditionellen Rollen zurückdrängt, dass Frauen die Verliererinnen der Krise werden könnten. Deshalb will sie im Aufsichtsrat nachfragen, wie viele Frauen Kurzarbeit trifft.

Zur Betriebsratsarbeit und zur Gewerkschaft kam Renate Wapenhensch auf Umwegen. Sie nennt sich deshalb selbst eine „bunte Hündin“. Die gelernte Bauzeichnerin arbeitete 17 Jahre lang für das US-Verteidigungsministerium in ihrer Heimatstadt Kaiserslautern, verwaltete als Facility-Managerin die Häuser der Generäle in Deutschland, Belgien und Frankreich und ging 1995 für ein Jahr in die USA. Als sie zurückkam, machte sie eine zweite Ausbildung, zur Fremdsprachenkorrespondentin, und fing anschließend bei einem mittelständischen Bauunternehmen in Kaiserslautern an. Sie trat zur Betriebsratswahl an. „Bei den Frauen der IG BAU habe ich mich gleich zu Hause gefühlt“, sagt sie. Als sie 2018 in den Aufsichtsrat des Bauunternehmens Vinci Energies gewählt wurde, investierte sie erst einmal viel Zeit, das Unternehmen kennenzulernen. Mit Facility-Management kannte sie sich aus. „Aber Vinci ist sehr viel breiter aufgestellt.“

Rein in die Männerjobs

Bevor Renate Wapenhensch Bundesfrauensekretärin wurde, arbeitete sie fast vier Jahre im Bereich Unternehmensmitbestimmung der IG BAU. Ihr Kollege Klaus Ulrich, Fachreferent für Mitbestimmung, kennt sie auch aus Schulungen. Er schätzt ihre positive Grundhaltung und ihren wertschätzenden Umgang mit den Kolleginnen und Kollegen. „Während es mir vor allem um möglichst viel Stoff geht, rückt Renate eher die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den Vordergrund und die Möglichkeiten, sich im Seminar zu vernetzen“, erzählt Ulrich.

Renate Wapenhensch beobachtet immer wieder, dass Frauen sich weniger zutrauen. Sie möchte sie bestärken, sich auch in die typischen Männerjobs vorzuwagen. „Wir leben im 21. Jahrhundert, in einer Welt, in der alles möglich ist“, sagt sie. Aber sie weiß auch: „Es ändert sich nichts, wenn wir es nicht ändern.“ Sie selbst sieht sich in der Tradition einer langen Reihe von Frauen: „Ich stehe auf den Schultern der Frauen, die vor mir für gleiche Rechte gekämpft haben.“

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